60 Jahre Städtepartnerschaft mit Caen: Oberbürgermeister Bruneau empfängt Bürgermeister Heilig
Das Jubiläumsjahr zwischen Caen und Würzburg zeichnete sich bereits durch eine Bürgerreise im April, einen Festakt zur Bekräftigung der Städtepartnerschaft im Rahmen des Mozartfests sowie einen Austausch der städtischen Gartenämter und den langjährigen Praktikantenaustausch junger Studierender aus.
Nun hatte die Stadt Caen zu Jubiläumsfeierlichkeiten geladen: Martin Heilig reiste in Vertretung des Oberbürgermeisters nach Caen und wurde von Moritz Reininger, Leiter der Stabsstelle Gewässerentwicklung, sowie Katja Schröder vom Büro Würzburg International begleitet. Der fachliche Austausch zwischen den Kommunalverwaltungen hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Auch die Sing- und Musikschule beging mit Geschäftsleiter Jürgen Semmel und Stephan Schmitz, dem pädagogischen Leiter, den Gegenbesuch mit dem Conservatoire et Orchestre de Caen.
Die Gastgeber hatten ein vielfältiges Programm organisiert, das u.a. den Besuch des Mémorial und der Landungsstrände, eine Ausstellung und drei Konzerte, u.a. auch eines Klaviertrios aus Würzburg, vorsah. Zudem hatte die Association Caennaise pour la connaissance de l’Allemagne (ACCA) im Würzburg-Garten auf dem Parkgelände der Colline aux Oiseaux eine Zeremonie vorbereitet, bei der Bruneau und Heilig eine Linde als Symbol der Freundschaft zwischen beiden Städten pflanzten. Der Abend des 15. Oktober wurde mit der Vernissage der Ausstellung „Karikaturen der deutsch-französischen Freundschaft“ eingeleitet, die Oberbürgermeister Bruneau und Bürgermeister Heilig mit Reden offiziell eröffneten. Bruneau betonte, wie wichtig es ist, als Freunde mehr denn je zusammenzurücken, da Europa mit der Rückkehr des Krieges, der Energie- und Klimakrise oder demografischen Entwicklung vor zahlreichen Herausforderungen stehe, die kollektive Lösungen erfordern. Bürgermeister Heilig legte den Fokus ebenfalls auf Europa und hob hervor, dass Städtepartnerschaften eine nach wie vor besondere Bedeutung haben, weil Europa heute mehr denn je gebraucht wird. „Die humanen Werte, die uns verbinden, können nur gemeinsam bewahrt und zur Geltung gebracht werden“, so Heilig. Deshalb sei es gut und wichtig, „dass wir uns heute vergegenwärtigen, was uns verbindet und dass wir unsere Freundschaft bekräftigen“. Er erinnerte zudem an die ersten Kontakte der Deutsch-Französischen Gesellschaft und ACCA und betonte das Engagement von Erich Oetheimer und Anne-Marie Denizot als fruchtbaren Boden für die vielen Partnerschaftsaktivitäten.
Emmanuel Chaunu, ein bekannter Karikaturist aus Caen, ergänzte die Ausstellung mit seinen Motiven der Städtepartnerschaft. Eine Karikatur zeigte beispielsweise auch Oberbürgermeister Schuchardt und Oberbürgermeister Bruneau, die sich wie Adenauer und de Gaulle die Hände reichen. Besagtes Bild wurde der Stadt Würzburg beim Jubiläumsdinner als Geschenk überreicht, bei dem neben den Gästen aus Würzburg die Gründerin der ACCA, Anne-Marie Denizot, und weitere Vertreter der ACCA eingeladen waren.
Neben den Feierlichkeiten lag ein Fokus auf dem fachlichen Austausch im Umweltbereich, sodass zwei Arbeitstreffen zwischen Bürgermeister Heilig, Moritz Reininger, dem stellvertretenden Bürgermeister für Nachhaltigkeit, Nicolas Escach, sowie der Fachbereichsleiterin für nachhaltige Entwicklung im Bereich der Umwelt, Vanida Allain, stattfanden. Heilig erläuterte in diesem Fachaustausch die globalen und lokalen Herausforderungen des Klimawandels und entsprechende Strategien der Stadt Würzburg im Klimaschutz bzw. der Klimaanpassung. Hier ging es unter anderem um das Forschungsprojekt Klimaerlebnis Würzburg, bei dem an acht Messstationen in Würzburg und Gerbrunn über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg an jedem Standort sowohl das Wetter als auch die entsprechende Leistung der dort vorhandenen Bäume gemessen wird und u.a. der städtische Hitzeinsel-Effekt ersichtlich wird. Diese Thematik traf auf großes Interesse bei der Stadt Caen, die sich hierzu künftig mit der Stadt Würzburg weiter austauschen möchte.
Moritz Reininger, Leiter der Stabsstelle Gewässerentwicklung der Stadt Würzburg, fügt ergänzend hinzu, dass das Thema Wassermanagement und sinkende Grundwasserstände immer mehr in das Bewusstsein der Bürger:innen und der Stadtverwaltung in Caen als auch in Würzburg rückt. Dies veranlasst die Stadtverwaltung dazu, alternative Quellen zu nutzen. Das Prinzip „Schwammstadt“, Nutzen von Regenwasser bzw. Grauwasser sind hier nur einige Beispiele. Auch zu dieser Thematik ist von beiden Städten ein weiterführender Austausch und ein gemeinsames von der Europäischen Union gefördertes Projekt gewünscht.
Cécile Cottenceau, beigeordnete Bürgermeisterin für internationale Beziehungen und Tourismus, die die Würzburger Delegation während des Programms begleitete, hob in diversen Gesprächen hervor, den Fokus weiterhin auf junge Menschen zu setzen. Der seit vielen Jahren stattfindende Praktikantenaustausch im Sommer bilde ein gutes Beispiel, aber auch das für 2023 und 2024 geplante Erasmus+ Projekt mit Grundschulen aus Würzburg und Caen soll vor allem bei den ganz Kleinen ansetzen. Auch die Idee einer Sportolympiade soll weiterverfolgt werden, da die Stadt Caen begeistert zur Kenntnis nahm, dass Bürgermeister Heilig bereits mit 15 Jahren im Rahmen einer Ruderregatta auf dem Kanal in Caen unterwegs war.
Bürgermeister Heilig fasst die Zeit in Caen als äußerst gelungen zusammen: „Man spürte während des gesamten Aufenthalts, dass unseren Freundinnen und Freunden in Caen die Partnerschaft mit Würzburg sehr am Herzen liegt. Und dass auch, obwohl eine Cyberattacke im Vorfeld für erschwerte Bedingungen in der Organisation sorgte und die Stadtverwaltung vor viele Herausforderungen stellt. Wir haben uns über sehr viele unterschiedliche Themen austauschen können, haben zudem neue Ideen der Zusammenarbeit im Umweltbereich angestoßen, neue Kontakte mit Akteuren der deutsch-französischen Beziehungen geknüpft und nicht zuletzt auch viel zusammen gelacht. Die Partnerschaft mit Caen ist als erste Städtepartnerschaft eine der wichtigsten unserer Stadt und wir bedanken uns von ganzem Herzen für die außerordentliche Gastfreundschaft.“