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Zehn Alpensteinböcke (Capra ibex) aus vier verschiedenen Zoos haben seit letzter Woche eine neue Heimat: Sie wurden bei Altenmarkt im Pongau in Österreich ausgewildert. Auch der Tiergarten der Stadt Nürnberg war mit zwei Steinböcken an der Aktion beteiligt.
Im 19. Jahrhundert war der Alpensteinbock als das Symboltier der Alpen beinahe ausgerottet. Inzwischen sind die Bestände durch Schutzprojekte und erfolgreiche Auswilderungen wieder stabil. Bei Altenmarkt im Pongau wurden bereits zwei Mal Steinböcke ausgewildert. Die Population hat sich seitdem gut entwickelt. Zusammen mit den jetzt ausgewilderten Tieren leben nach Schätzungen lokaler Wildbiologen wieder 50 bis 60 Tiere in der Region. Ziel des Auswilderungsprojekts ist es, die einzelnen Vorkommen miteinander zu verknüpfen und so die genetische Vielfalt der Populationen zu erhöhen.
„Auswilderungen machen nur einen sehr kleinen Teil der Arten- und Naturschutzarbeit von Zoos aus. Dennoch gehören sie zu den absoluten Höhepunkten unserer Arbeit“, sagt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg. „Sie zeigen eindrucksvoll, was wir mit unserem Engagement erreichen können. Neben den Steinböcken gibt es viele andere Tierarten, die nur dank gezielter Zuchtprogramme sowie durch Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte überlebt haben. Wenn ihre Bestände heute wieder stabil sind oder sogar steigen, ist das ein großartiger Erfolg für den Artenschutz.“
Tiere bleiben über Marken und Sender unter Beobachtung
Bei der Auswilderungsaktion vergangene Woche, die auf einer privaten Initiative basiert, wurden insgesamt zehn Steinböcke mit einem Helikopter ins Gasthofgebirge oberhalb der Baumgrenze geflogen. Ein Männchen
und ein Weibchen stammen aus dem Tiergarten Nürnberg. Die weiteren Steinböcke kommen aus dem Alpenzoo Innsbruck, dem Tierpark Hellabrunn in München und dem Tierpark Görlitz. Nachdem die zehn Kisten geöffnet wurden, sind die ein- bis zweijährigen Tiere nach kurzer Orientierung arttypisch bergauf in das höher gelegene, felsige Gelände gestiegen.
Dort bleiben die Steinböcke weiter unter Beobachtung. Die Tiere erhielten gut erkennbare Ohrmarken mit Nummern, die sich auch aus großer Entfernung mit einem Beobachtungsfernrohr, einem Spektiv, ablesen lassen. So können die Herkunft und der Verbleib der Steinböcke nachverfolgt werden, auch wenn sie abwandern sollten. Zwei Steinböcke haben außerdem GPS-Sender bekommen. Ein Wildbiologe verfolgt darüber die Tiere und gewinnt mit seinem Monitoring wertvolle Daten über das Verhalten und die Bewegungsmuster der Tiere. Im Vorfeld der Auswilderung hatte er auch den Lebensraum im Hinblick auf Aspekte wie Nahrungsangebot oder Geländebeschaffenheit umfassend begutachtet und bewertet.
„Mit solchen Projekten bringt man nicht nur den Steinbock zurück in seinen angestammten Lebensraum, man fügt auch wieder ein Mosaiksteinchen ins Ökosystem ein, das der Mensch entfernt hatte“, sagt Beckmann. „Dadurch können Kreisläufe wieder geschlossen werden. Ausfallendes Winterfell nutzen andere Arten zum Beispiel zum Nestbau und Insekten verwerten den Kot der Tiere. Kadaver und Knochen verendeter Steinböcke wiederum dienen zum Beispiel Kolkraben und Bartgeiern als Futter.“
Tiergarten hat bislang rund 30 Alpensteinböcke ausgewildert
Der Tiergarten Nürnberg hält seit Mitte der 1960er Jahre Alpensteinböcke und beteiligt sich seit 1995 an Auswilderungsprojekten. Bislang hat der Tiergarten insgesamt rund 30 nachgezüchtete Alpensteinböcke in Österreich ausgewildert – im Nationalpark Hohe Tauern, im Naturpark Zillertal, im Lessachtal in Österreich und dieses Jahr im Pongau.
Nahezu alle Steinbockvorkommen im Alpenraum außerhalb des Gran Paradiso Nationalparks in Italien gehen auf erfolgreiche Auswilderungen zurück. Die Steinbockauswilderungen in den Alpen gehören somit zu den Erfolgsgeschichten der Erhaltungszucht durch Zoos und Wildparks. Lebten Anfang des 19. Jahrhunderts nur noch rund 100 Steinböcke im
heutigen Gran Paradiso, sind es heute im gesamten Alpenraum laut Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN) wieder rund 53 000 Tiere.
Alpensteinböcke waren seit jeher auch Fleischlieferanten für die Menschen in den Alpen. So hat Steinbockfleisch und vor allem dessen energiereiches Fett vor rund 5 300 Jahren zur letzten Mahlzeit der Gletschermumie Ötzi gehört, der 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol gefunden wurde. tom
Mit einem Helikopter wurden die Kisten, in denen sich die Steinböcke befanden, ins Gasthofgebirge oberhalb der Baumgrenze geflogen. Bildnachweis: Jörg Beckmann / Tiergarten der Stadt Nürnberg
Nachdem die zehn Kisten geöffnet wurden, sind die Steinböcke direkt bergauf in das höher gelegene, felsige Gelände gestiegen. In der Gegend gibt es bereits Steinböcke. Ziel ist es, die einzelnen Vorkommen miteinander zu verknüpfen und so die genetische Vielfalt der Populationen zu erhöhen. Bildnachweis: Jörg Beckmann / Tiergarten der Stadt Nürnberg
Mit einem Helikopter wurden die Kisten, in denen sich die Steinböcke befanden, ins Gasthofgebirge oberhalb der Baumgrenze geflogen.
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