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Es ist eines der ältesten Bürgerhäuser und eines der ganz wenigen in der Stadt Würzburg, die den Luftangriff vom 16. März 1945 fast unbeschadet überstanden haben: Zu verdanken hat dies das Handwerkerhaus in der Pleich, das mit drei weiteren Gebäuden in der Zeit des Übergangs vom späten Mittelalter in die Neuzeit inselartig angelegt wurde, nicht nur der Tatsache, dass ein Bomber am 16. März ausfiel, sondern auch seinen Ziegeln. Diese Ziegel stammen aus einer Modernisierungsphase im Barock. „Sie haben in der Brandnacht dafür gesorgt, dass dem Haus nichts passiert ist – und das sieht man auch heute noch an der schwarzen Farbe. Diese Ziegel sind ein wichtiges Zeitzeugnis“, erklärte Architekt Friedrich Staib bei der Ausstellungseröffnung der Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein. Thema der diesjährigen Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses sind das kleine Handwerkerhaus und die Innere Pleich.
„1510 erhielt der Erbauer des Hauses das Bürgerrecht, so dass er das Gebäude zur Ausübung seines Gewerbes errichten durfte“, berichtete Bürgermeister Martin Heilig, der die Ausstellung im Oberen Foyer des Rathauses eröffnete. Es handelte sich um eine Metzgerei „und somit war das Haus typisch für das Viertel, denn dort siedelte sich damals allerhand Gewerk an, wie Metzger, Gerber, Färber, alles Handwerk, das Wasser aus den Läufen von Kürnach und Pleichach benötigte.“ Die Hausbauweise war absolut modern. Es entstand 1521 in Fachwerkbauweise, mit einer reich ausgestatteten Wohnstube und Fenstererkern, viel Farbe innen und außen und einer sehr bunt gestalteten Fachwerkfassung. Das Handwerkerhaus, das bis in die 70er Jahre bewohnt war und dann erst einmal leer stand, wurde im Jahr 1993 vom Verschönerungsverein Würzburg gekauft, saniert und gerettet. Heute befindet sich dort die Geschäftsstelle des Verschönerungsvereins und das Lädele der Geschichtswerkstatt. Im zweiten Stock ist eine Mietwohnung und im Dachgeschoss ein kleines Hausmuseum mit Funden, die bei der Sanierung zutage kamen. Das Nachbarhaus in der Pleicherkirchgasse 14 trennt vom Handwerkerhaus nur eine Wand. Die Besonderheit dieses Anwesens: Noch heute ist das Mobiliar dieser Metzgerei vorhanden und mit diesem weiteren Ankauf im Jahr 2020 durch den Verschönerungsverein wurde auch einiges an Mobiliar erworben. „Wir erhalten hier ein Kleinod“, bekräftigte Matthias Rothkegel, Vorsitzender des Verschönerungsvereins. Er dankte ganz besonders den Mitgliedern der Geschichtswerkstatt, deren Arbeit „das vielleicht sichtbarste Zeichen des Vereins ist.“
Die Ausstellung widmet sich aber nicht nur dem Handwerkerhaus und seinem nächsten Nachbarn, denn durch die verschiedenen Gewerke siedelten sich immer mehr Familien in der Pleich an. Die Pleich bietet mehrere Tore, das Markuskloster, die Kirche St. Gertraud, die Gertraudgasse, die Bärengasse, die Gerberstraße, Hausmadonnen, den Kranenkai, das Gerichtsdienerhaus, in dem heute der städtische Fachbereich Kultur untergebracht ist, das Würtzburg-Palais und natürlich das Juliusspital und die Kliniken und Institute der Universität wie die Alte Augenklinik. Genauso reichhaltig wie die Pleich sind Bild- und Infomaterial, die in der Ausstellung und im neuen Heft der Geschichtswerkstatt zu sehen sind. Das Heft ist im Lädele in der Pleicherkirchgasse 16 zu erwerben, www.verschoenerungsverein-wuerzburg.de/geschichtswerkstatt.
„Die Geschichtswerkstatt konzipiert und realisiert nun schon seit vielen Jahren Ausstellungen und Veröffentlichungen“, fasste der Bürgermeister zusammen. „Sie digitalisiert Fotobestände und verhilft Altbeständen zur neuen Struktur. Sie ist Ausdruck eines sehr partizipativen, bürgerschaftlichen Engagements, denn alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und stets mit voller, ideeller Einsatzkraft. Ganz herzlichen Dank dafür! Es ist schön, dass Sie nicht nur die Würzburger Geschichte für sich selbst aufarbeiten, sondern dass sie sie anderen vermitteln und dies sehr direkt, lebensnah und niederschwellig im Zugang.“
Text und Foto: Claudia Lother
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