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In ihrem 2021 veröffentlichten Buch „Die Spiele des Jahrhunderts. Olympia 1972, der Terror und das neue Deutschland“ beschreiben Roman Deininger und Uwe Ritzer die spannenden Zusammenhänge rund um die Olympischen Spiele von 1972 und die damalige gesamtgesellschaftliche Situation. Am Dienstag, 3. Mai 2022, um 18 Uhr sind die beiden Autoren zu einer Lesung am Bildungszentrum Nürnberg (BZ) zu Gast. Die Veranstaltung findet statt im Katharinensaal, Am Katharinenkloster 6. Der Eintritt kostet 8 Euro (keine Ermäßigung). Weitere Informationen und die Buchungsmöglichkeit gibt es auf der Website des BZ unter www.bz.nuernberg.de.
Die Olympischen Spiele 1972 in München waren mehr als nur ein sportliches Weltereignis, das von einem grausamen Terroranschlag überschattet wurde. Wie durch ein Brennglas lässt sich bei diesen Spielen vieles über das 20. Jahrhundert insgesamt erfahren. In der jungen Bundesrepublik riecht es damals nach Aufbruch und Abenteuer, das Land lüftet durch und will der Welt zeigen, dass es ein anderes Land geworden ist als jenes der Spiele 1936 in Berlin. 1972 kämpft Bundeskanzler Willy Brandt um seine Ostpolitik – und um sein Amt. Bei den Olympischen Spielen von München präsentiert sich ein neues, ein freies, liberales und tolerantes Deutschland der Welt. Dann beendet der blutige Anschlag auf die israelischen Sportler die „heiteren Spiele“.
Doch das Olympiajahr markiert eine historische Zäsur nicht nur, weil der internationale Terrorismus ins Bewusstsein der Menschen tritt. Roman Deininger und Uwe Ritzer zeigen in ihrem Buch „Die Spiele des Jahrhunderts“, dass sich 1972 überall verblüffende Fenster in die Zukunft
öffnen: Das Farbfernsehen erlebt seinen Durchbruch, der Kommerz erreicht den Sport, BMW bringt ein Elektroauto auf die Straße, der Club of Rome veröffentlicht „Die Grenzen des Wachstums“. Die Welt rückt näher zusammen: McDonalds, der „Playboy“ und „Raumschiff Enterprise“ kommen nach Deutschland. Heinrich Böll gewinnt den Literaturnobelpreis, Richard Nixon reist als erster US-Präsident nach China. 1972 ist ein Jahr der globalen Beschleunigung, die sich in den siebzehn dramatischen Tagen von München verdichtet.
Die Spiele 1972 hatten aber auch viel mit Nürnberg und Franken zu tun. Da waren die olympischen Fußballspiele im Städtischen Stadion. Da war Klaus Wolfermann, der Speerwurf-Olympiasieger aus Altdorf. Da war der ugandische Olympiasieger John Akii-Bua, der in Herzogenaurach Unterschlupf fand vor den Häschern Idi Amins. Da war das olympische Duell der Herzogenauracher Ausrüstermarken Adidas und Puma. Da war die fränkische Landtagsabgeordnete, die zu wenig Olympia in Franken kritisierte. Und der für den schlimmen Ausgang des Attentats verantwortliche Polizeipräsident Schreiber war gebürtiger Franke. Und vieles mehr...
Dr. Roman Deininger ist Chefreporter der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ). Seine Doktorarbeit schrieb er über das Verhältnis von Politik und Religion in den USA. Für die SZ widmet er sich vor allem der deutschen Politik. Uwe Ritzer hat sich mit investigativen Recherchen für die SZ einen Namen gemacht. Für seine Arbeit wurde er unter anderem zweimal mit dem Wächterpreis und dem Nannenpreis ausgezeichnet. jos
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