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MANNHEIM. Seit Ende Juni 2024 gilt das „Gesetz zur Modernisierung des Staatsangehörigkeitsrechts“ (StARModG). Wer Deutscher:in werden will, muss seine bisherige Staatsbürgerschaft nicht aufgeben. Das bedeutet zum Beispiel: Viele neue Doppelstaatler:innen können künftig in zwei Ländern wählen. In Deutschland und in Europa ist es keine Seltenheit, in verschiedenen Kulturen gleichzeitig aufzuwachsen. Doch was passiert eigentlich, wenn sich das auch in zwei Pässen niederschlägt – wenn man ganz offiziell zu zwei Ländern gehört? Wer darf überhaupt zwei Pässe besitzen und was bedeutet das für den Alltag – in Bezug auf Reisefreiheit, Arbeit oder politische Teilhabe? Im Rahmen der ersten Langen Nacht der Demokratie in Baden- Württemberg veranstaltete das Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung e.V. (DTI) eine spannende Diskussionsrunde im Studio Werkhaus des Nationaltheaters Mannheim (NTM). Rund 80 Teilnehmende versammelten sich, um die weitreichenden Folgen der Doppelstaatlichkeit zu erörtern.
„Als gemeinnütziger Verein engagieren wir uns seit vielen Jahren aktiv im Bereich der Demokratiebildung, denn wir sind fest davon überzeugt, dass demokratische Teilhabe und Bildung das Fundament für eine starke, inklusive Gesellschaft bilden. Für unser Engagement wurden wir kürzlich mit einem der Mannheimer Demokratiepreise ausgezeichnet, eine Ehre, die uns bestärkt, diesen Weg weiterzugehen. Und JA: Wir lieben die Demokratie und insbesondere die Werteordnung des Grundgesetzes. Es gibt nichts Besseres!“, so Franz Egle, geschäftsführender Vorstand des DTI e.V.
Dirk Grunert, Bürgermeister für Bildung, Jugend und Gesundheit, würdigte das neue Gesetz als bedeutende Erleichterung und Chance für viele Menschen zur aktiven politischen Teilhabe: „Diese Entwicklung ist ein großer Schritt nach vorne, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für unsere Stadtgesellschaft. Mehr Menschen werden nun die Möglichkeit erhalten, voll und ganz Teil unserer demokratischen Gemeinschaft zu werden. Sie können wählen, politisch aktiv werden und die gleichen Rechte und Pflichten wie alle deutschen Staatsbürger wahrnehmen.“
Zahra Alibabanezhad Salem, Vorsitzende des Mannheimer Migrationsbeirats, hob hervor: „Das neue Gesetz zur Mehrstaatlichkeit ist ein riesengroßer Fortschritt für Deutschland. Der deutsche Pass bedeutet für mich, die gleichen Rechte wie alle anderen Deutschen zu haben. Denn die Pflichten, von denen wir sprechen, gelten auch für alle Menschen ohne Staatsangehörigkeit, die hier leben. Das wichtigste Recht, wenn wir über demokratische Teilhabe reden, ist das Wahlrecht. Für mich bedeutet das, zur Gesellschaft zu gehören.“
An der Diskussionsrunde nahmen Expert:innen wie der Heidelberger Rechtsanwalt Mehmet Kılıç, die Übersetzerin Hülya Ayağlar, die CDU-Stadträtin Sengül Engelhorn sowie Andrea Baroncioni, Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste, teil. Kılıç erläuterte die juristischen Aspekte des neuen Gesetzes und teilte seine eigene Einwanderungserfahrung mit den Anwesenden. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Bahar Deniz, die 1998 in Istanbul geboren wurde und seit 2016 in Deutschland lebt. Im vergangenen Jahr initiierte sie gemeinsam mit Akın Demircioğlu und weiteren Engagierten im Zusammenhang mit der Kommunal- und Europawahl einen „Weckruf“ zur politischen Partizipation.
Kabarettist Omurca: Doppelpass oder Doppellast?
Muhsin Omurca, Kabarettist und Cartoonist, bekannt für die Prägung des Begriffs „biodeutsch“, thematisierte auf humorvolle Weise die Herausforderungen der doppelten Staatsbürgerschaft.
In den 1980er Jahren kam er nach Deutschland und wurde später zum „staatlich geprüften Deutschen“.
In seinem unterhaltsamen Programm, das er mit eigenen Cartoons bereichert, schilderte Omurca seinen Werdegang und reflektierte über die Schwierigkeiten, die ihm beim Erlernen der deutschen Sprache begegnet sind. Er beleuchtete, was ihn von einem „Biodeutschen“ unterscheidet und erzählte von einer amüsanten, aber auch herausfordernden Begegnung mit einem Taxifahrer in Brasilien, der den Hitlergruß zeigte. Mit einem Augenzwinkern kommentiert er seine Identität als „Neudeutscher“: „Jetzt muss ich mich auch zu meiner deutschen Vergangenheit bekennen. Als ob meine türkische Herkunft nicht genug wäre. Ich wollte nur den Doppelpass – jetzt trage ich die Doppellast.“
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚Bildung,Beteiligung, Demokratie‘ des DTI e.V. und der einander.Aktionstage des Mannheimer Bündnis sowie der Langen Nacht der Demokratie 2024 in Kooperation mit dem NTM statt.
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