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Rund zwei Drittel des Energieverbrauchs privater Haushalte entfällt auf das Heizen. Erdgas ist dafür der wichtigste Energieträger. Doch nicht nur beim Heizen, sondern auch für die Erzeugung von Warmwasser wird viel Gas verbraucht. Und zu guter Letzt kommt noch der Strom hinzu. Deutschlandweit lag im Jahr 2021 der Anteil von Erdgas an der Stromerzeugung bei 13 %.
„Auch wenn die Heizungen noch aus sind, können wir also schon jetzt erheblichen Einfluss auf den Gasverbrauch nehmen, indem wir den Warmwasser- und Stromverbrauch senken. Jede Kilowattstunde, die wir in Würzburg schon jetzt einsparen – egal ob bei Warmwasser oder Strom wirkt sich direkt auf den Gasverbrauch aus und sorgt dafür, dass sich die nationalen Gasspeicher im Winter nicht so schnell leeren“, hält Oberbürgermeister Schuchardt fest. Deshalb hat sich die Stadtverwaltung selbst ambitionierte Ziele zur Energieeinsparung gesetzt und zum Beispiel mit der Abschaltung der Beleuchtung öffentlicher Gebäude, der Schließung von drei Schwimmbädern bereits erste ad hoc Maßnahmen umgesetzt.
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Wo viel Gas verbraucht wird, schlummern auch hohe Einsparpotenziale
Angesichts einer drohenden Gasmangellage im Winter und der schwindenden Verlässlichkeit im Hinblick auf die Gaslieferungen aus Russland, ist es deshalb wichtig, dass wir alle unmittelbar handeln und bereits jetzt möglichst viele Einsparpotenziale realisieren. Deshalb sind alle Bürgerinnen und Bürger zu einem maßvollen Umgang mit Energie aufgerufen. Es gibt eine Reihe von Einsparmöglichkeiten, die unmittelbar wirksam sind.
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Bad
- Etwa 10 bis 15 % des Energieverbrauchs privater Haushalte entfällt auf die Warmwassererzeugung, deshalb: Beim Händewaschen ganz auf Warmwasser verzichten. Senken Sie die Duschtemperatur ab und duschen Sie so kurz wie möglich. Auch ein Sparduschkopf und Durchflussbegrenzer helfen beim Wassersparen.
- Beim Wäsche waschen Energiespar-Programme verwenden, mit niedrigeren Temperaturen arbeiten und die Maschine immer voll machen.
- Wenn möglich auf den Betrieb von Wäschetrocknern ganz verzichten. Wer das nicht kann, sollte über eine Neuanschaffung nachdenken. Durch die Einführung der Wärmepumpentechnik bei Trocknern sind moderne Geräte deutlich sparsamer.
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Küche
- Wasser vorrangig im Wasserkocher und nicht auf dem Herd erhitzen. Immer nur so viel wie man braucht. Wer die Menge nicht abschätzen kann, ist gut beraten, einen Messbecher zur Hilfe zu nehmen.
- Beim Kochen stets Deckel verwenden. Der Energieverbrauch sinkt um bis zu zwei Drittel und das Essen ist schneller fertig. Das Vorheizen von Backöfen ist bei den meisten Gerichten unnötig.
- Kühlschränke laufen ununterbrochen und sind je nach Gerät für 10-20% des Stromverbrauchs im Haushalt verantwortlich. Häufig rentiert sich der Austausch eines Kühlschranks schon ab einem Alter von zehn Jahren nicht nur finanziell, sondern auch im Hinblick auf die gesamte Umweltbilanz. Es muss aber nicht immer gleich der Austausch sein: Ein Kühlschrankthermometer gibt Aufschluss darüber, ob es kalt genug ist. 7°C, gemessen im mittleren Fach sind völlig ausreichend, es muss nicht kälter sein. Hier lässt sich sehr viel Strom sparen. Noch dazu gibt ein dauerhaft unter Volllast laufende Kühlschrank viel Wärme in den Innenraum ab, was gerade bei den höheren Außentemperaturen nachteilig ist.
- Das Gefrierfach oder den Gefrierschrank abtauen, da die Geräte durch die Eisschicht ineffizienter werden. Eine dünne Schicht von gerade mal einem Zentimeter lässt den Energieverbrauch um 50% ansteigen. Besser noch: Prüfen, ob man die Geräte nicht für einige Zeit ganz ausschalten kann.
- Auch was auf den Teller kommt unterscheidet sich vom Energieaufwand stark. Einfache schnelle und selbst zubereitete Gerichte mit frischen regionalen Zutaten verbrauchen deutlich weniger Energie als aufwändige Gerichte mit langer Back- oder Kochzeit. Convenience-Produkte wie Tiefkühlwaren schneiden von der Energiebilanz her übrigens am schlechtesten ab. Wichtig ist auch, dass keine Lebensmittel, insbesondere Kühlwaren weggeworfen werden, in Deutschland sind es rund 78 Kilo pro Kopf und Jahr. Sonst wurde umsonst Energie bei der Produktion verbraucht.
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Wohnzimmer
- Unterhaltungselektronik so sparsam wie möglich einsetzen und bei Nicht-Benutzung den Strom komplett abschalten, keinen Standby-Modus nutzen. Fast ein Drittel des Stromverbrauchs im Haushalt entfällt mittlerweile auf diesen Bereich.
- Ineffiziente großformatige TV-Geräte kommen je nach Nutzerverhalten schon an den Jahresverbrauch von Kühlschränken heran. Deshalb wenig nutzen oder ggf. durch effizientere Geräte ersetzen.
- Alexa und Co. in den Urlaub schicken: Smart Home Anwendungen helfen zum Teil beim Energiesparen, wenn Thermostate, Rollo-Steuerungen etc. eingebunden sind. In den allermeisten Fällen kommen diese Geräte jedoch nur zur Steuerung der Unterhaltungselektronik zum Einsatz und dienen damit rein der Bequemlichkeit. Abschalten lohnt sich doppelt, denn nicht nur im eigenen Haushalt brauchen die Geräte Strom, sondern auch der ständige Datenaustausch hat einen Energieverbrauch in Rechenzentren zur Folge. Dasselbe gilt auch für die Nutzung von Streaming Angeboten.
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(Heim-)Büro und Kommunikationstechnik
- Stecken die Netzteile von Smartphone, Tablet und Laptop dauerhaft in der Steckdose, obwohl das Gerät nicht angeschlossen ist? Dann wird auch dauerhaft Strom verbraucht, was vermeidbar ist. Sofern das Gerät in Benutzung, dann sollte jedoch unbedingt das Netzteil angeschlossen werden. Der Akkubetrieb schneidet energetisch immer schlechter ab, als der Netzbetrieb. Nach der Nutzung sollten die Geräte konsequent abgeschaltet werden. Das Smartphone wird bei vielen Menschen nicht mal mehr nachts abgeschaltet und auch das Laptop häufig nur zugeklappt bis zur nächsten Nutzung. Stromverbrauch findet weiterhin statt und der Akku entleert sich.
- Wer surft zuhause nachts um 3:30 im Internet? Oder vormittags, wenn alle auf der Arbeit und in der Schule sind? So gut wie niemand, dennoch laufen die Router rund um die Uhr. Mittels Zeitschaltuhr lassen sich diese Geräte in den Ruhezeiten abschalten, ohne dass man diese früh wieder von Hand anstellen muss.
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Beleuchtung
- LED-Leuchtmittel sind heute nicht mehr wegzudenken. Bei einer Leuchtdauer von drei Stunden pro Tag verursacht eine Glühbirne Kosten von knapp 20 € pro Jahr, eine Vergleichbare LED deutlich unter 3 €. Umfragen zeigen, dass deutsche Haushalte zu über 90 % auf LED setzen, doch, dass in fast der Hälfte aller Haushalte irgendwo noch Halogenlampen oder alte Energiesparleuchten, z.T. auch noch klassische Glühbirnen im Einsatz sind. Für alle Anwendungsfälle und Lampen gibt es heute die richtige LED in der gewünschten Bauart und Lichtqualität. Angesichts steigender Stromkosten lässt sich hier nicht nur viel Energie, sondern vor allem Geld sparen – ohne jegliche Einschränkung.
- Noch besser als energieeffiziente Leuchtmittel ist der Verzicht auf überflüssige Beleuchtung und konsequentes Licht ausschalten in nicht genutzten Räumen.
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Luxus-Ausstattung
- Klimaanlagen sind hohe Energieverbraucher und sollten nur genutzt werden, sofern eine dringende Notwendigkeit besteht, etwa um gesundheitliche Beeinträchtigungen bei längeren Hitzewellen zu vermeiden, sofern Risikogruppen, wie Personen mit Herzkreislauferkrankungen im Haushalt leben. Lüften am Morgen, geschlossene Fenster und Rollos am Tag reichen oft aus, um die Wärmebelastung ganz ohne Klimaanlage gering zu halten.
- Das Beheizen privater Schwimm- und Badebecken ist mittlerweile über die EnSikuMaV verboten. Auch das Beheizen privater Saunen sollte umgehend eingestellt werden: Die Heizleistung eines durchschnittlichen Saunaofens liegt bei 6-8 KW, das liegt über den Heizsystemen die für so manches gut gedämmtes Einfamilienhaus verbaut wird.
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Alle genannten Empfehlungen lassen sich bereits jetzt umsetzen und können dabei helfen unmittelbar Energie einzusparen in den Bereichen Strom und Warmwasser. Doch auch wenn die Heizung noch nicht läuft, ist bereits jetzt die richtige Zeit darüber nachzudenken, denn über zwei Drittel des Jahresenergieverbrauchs entfallen auf die Raumwärme. Die Erfahrung zeigt, ein bisschen was geht immer und manchmal geht auch eben richtig viel. Oftmals auch (fast) ohne Investitionskosten. Hier steht ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Verfügung, aus dem sich jede Bürgerin und jeder Bürger das richtige heraussuchen kann. Lohnen können sich schon ganz einfache Maßnahmen, wie ein Heizcheck durch eine Fachfirma, wo durch optimierte Einstellungen schon viel Energie eingespart werden kann. Etwas aufwändiger aber eben auch deutlich wirksamer ist der hydraulische Abgleich, gefolgt vom Austausch einzelner Komponenten, wie Pumpen bis hin zum Austausch des gesamten Heizsystems ist alles möglich. Um dabei den Überblick zu behalten und insbesondere auch um zu erfahren für welche Maßnahmen es eine staatliche Förderung gibt, hat die Stadt Würzburg mit dem Energie- und Klimazentrum mit Sitz in der Umweltstation (Nigglweg 5, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 0931 372740 eine eigene Anlaufstelle für Würzburger Bürgerinnen und Bürger).
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Auf die konsequente Umsetzung kommt es an
„Im Dialog mit den Würzburger Bürgerinnen und Bürgern zeigt sich häufig, dass viele gar nicht wissen wo Sie anfangen sollen, bei all den Energiespar-Tipps, die aktuell die Runde machen. Manchmal wird auch gefragt, was ist denn die beste Maßnahme. Darauf gibt es eine ganz klare Antwort: Der beste Tipp ist derjenige, der umgesetzt wird – und zwar konsequent und dauerhaft“, sagt Bürgermeister Heilig.
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Verbrauch kennen und Sichtbarmachen als Schlüssel zum Erfolg
Damit die Energiesparbemühungen kein jähes Ende finden, gilt es einen ganz einfachen Grundsatz zu berücksichtigen: Zunächst einmal muss man sich ein Bild vom eigenen Verbrauch machen und sich Einsparziele setzen. Das kann man auf verschiedenen Wegen tun. Eine gute Grundlage ist das monatsweise Erfassen aller Verbrauchsdaten, durch Ablesen der Zählerstände. Hier bekommt man schon ein erstes Indiz, ob sich die Einsparbemühungen merklich auswirken. Das kann, muss aber nicht die Papierliste oder Exceltabelle sein. Komfortabler und mit einer ganzen Reihe an Auswertungsmöglichkeiten sowie mit sehr konkreten Energiespartipps kann man das heute über kostenlose Smartphone-Apps wie Energiecheck von CO2-Online, Earnest oder Energy Buddy machen. Ganz ohne Smartphone kommt man auch mit Energiespar-Messgeräten weiter, die man an einzelne Haushaltsgeräte anschließen kann und so deren Verbrauch ermittelt. Die Geräte kann man unter anderem kostenlos in der städtischen Umweltstation ausleihen.