Einen Blick in den geöffneten Ratssaal kann das Porträt von Georg Rosenthal werfen, das nun in die Oberbürgermeister-Galerie im Rathaus aufgenommen wurde. Rosenthal war von 2008 bis 2013 Oberbürgermeister der Stadt Würzburg und stellte, wie es sein Nachfolger Christian Schuchardt formulierte, „bedeutende Weichen für die Entwicklung unserer Stadt.“
Wichtige Projekte unter Rosenthal waren die Kaufentscheidung und der Erwerb der ehemaligen Leighton Barracks und damit der Beginn der Konversion am Hubland, damit verbunden auch die erfolgreiche Bewerbung für die Landesgartenschau, die sich als Schrittmacher für den neuen Stadtteil erwies. „Sie haben in den fast sechs Jahren Ihrer Amtszeit viele wegweisende Entscheidungen getroffen“, so Schuchardt, „und sich mit Beharrlichkeit unter anderem auch um zwei lange stockende Bauprojekte verdient gemacht: den Hotelturm und den Zeller Bock.“ Zudem führte der unter Oberbürgermeister Georg Rosenthal gewonnene Bürgerentscheid zum Neubau der THWS zur Stärkung des Hochschulstandortes Würzburg. Ganz besonders hob Schuchardt jedoch die Neuausrichtung der Erinnerungskultur unter Rosenthal hervor, die „die Geschehnisse des 16. März 1945 aus der Opferrolle in den Kontext der Ursachen stellte.“ Dazu gehörte auch der Empfang von Holocaust-Überlebenden in Würzburg im Jahr 2012: „Diese Geste der Versöhnung und des Gedenkens hat weltweit für Anerkennung gesorgt – und mit dazu beigetragen, dass Würzburg heute als eine Stadt gilt, die sich aktiv mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt und sich für Solidarität und Toleranz einsetzt.“
Georg Rosenthal, der 2013 vorzeitig seine Amtszeit als Oberbürgermeister beendete, um als Abgeordneter in den Bayerischen Landtag zu ziehen, erntete Lacher aufgrund seiner Bemerkung, er könne sich ja jetzt wieder als OB in Würzburg bewerben, da die Altersgrenze für Oberbürgermeister nun gefallen sei. Da Rosenthal aber heute in Hamburg lebt und wirkt, blickte er „zufrieden darauf zurück, Würzburg mit dem Stadtrat und den Referenten an wesentlichen Punkten vorangebracht zu haben“. Als Beispiel führt er selbst hier die Stadtteile Heuchelhof und Zellerau an: „Nach und nach mit Hilfe der Stadtbau entstand ein anderes Wohnen, eine andere Sozialstruktur. ‚Glasscherbenviertel‘ aufzubrechen – das kann eine Stadt initiieren.“
Rosenthal wurde zur Enthüllung des Porträts von zwei seiner Kinder, Gästen und der Osnabrücker Künstlerin Gunhild Möller, die das Bild gefertigt hat, begleitet. Sein Gemälde unterscheidet sich von den übrigen Porträts in seiner expressiven Farbigkeit und Darstellungsweise und ist nun das 14. in der Oberbürgermeister-Galerie. Die Galerie befindet sich im 1. Stock des Rathauses ab Büro 101 und wurde ebendort schon vor 40 Jahren vom damaligen Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler 1985 initiiert. Begonnen wurde die Galerie mit den Bildnissen von Dr. h.c. Hans Löffler (1946-1948, gemalt von Dieter Stein), Dr. Franz Stadelmayer (1949-1956, gemalt von Renate Jung nach Fotografien), Dr. Helmuth Zimmerer (1956-1968, gemalt von Albert Holz). 1990 weitete Oberbürgermeister Jürgen Weber die Galerie auf seinen Vorgänger Dr. Klaus Zeitler (1968-1990, gemalt von Josef Scheuplein) aus. 2004 schenkte eine Familie das Bildnis von Gustav Pinkenburg (1945-1946) der Stadt Würzburg anlässlich der 1300-Jahr-Feier Würzburgs. 2009 wurde Jürgen Webers Porträt (1990-2002, gemalt von Renate Jung) enthüllt und 2015 das von Dr. Pia Beckmann (2002-2008, gemalt von Edith Kunz). Unter Oberbürgermeister Christian Schuchardt wurde die OB-Galerie mit historischen Fotos erweitert von den Oberbürgermeistern Ludwig Weis (1859-1862), Georg von Zürn (1865-1884), Johann Georg Steidle (1884-1899) und Philipp Michel (1900-1913). Außerdem kam als Dauerleihgabe das Gemälde von Dr. Wilhelm Joseph Behr hinzu, der von 1821 bis 1832 Oberbürgermeister war und Gründer der Sparkasse Würzburg. Im letzten Jahr wurde die Galerie verstärkt durch ein weiteres Abbild von Johann Georg Steidle, einem restaurierten historischen Ölgemälde aus dem Museum im Kulturspeicher.