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Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine verschlimmern die verheerende Nahrungsmittelkrise für Millionen von Menschen am Horn von Afrika. Mehr Menschen wie geplant zum Ramadan zu erreichen, wird durch die steigenden Preise für Hilfsorganisationen wie Islamic Relief immer schwieriger. Stimmen aus Äthiopien, Somalia und Sudan appellieren an die Weltgemeinschaft.
Bildunterschrift: In von Dürre und Konflikt betroffenen Gebieten verteilt Islamic Relief in Äthiopien Lebensmittelpakete (Copyright Islamic Relief).
Rund 14 Millionen Menschen in Somalia, Äthiopien und Kenia sind aufgrund der schlimmsten Dürre in der Region seit fast 40 Jahren bereits dringend auf Hilfe angewiesen. Das Ausbleiben von drei aufeinanderfolgenden Regenzeiten hat die Lebensgrundlagen der Menschen zerstört und Familien gezwungen, ihre Häuser auf der Suche nach Nahrung und Wasser zu verlassen.
Jetzt werden Grundnahrungsmittel wie Weizen immer knapper und teurer, da die Handelswege aus der Ukraine und Russland unterbrochen sind. Viele Länder in der Region importieren normalerweise 60-80 Prozent ihres Weizens aus der Ukraine. Da diese Importe unterbrochen wurden, steigen die Preise für Brot und andere Grundnahrungsmittel rapide an, wovon vor allem die ärmsten Familien betroffen sind.
„Die steigenden Lebensmittelpreise stellen uns vor große Herausforderungen. Unsere Helferinnen und Helfer in Äthiopien, Somalia und Sudan berichten von verheerenden Zuständen, aber auch von großer Solidarität unter den Menschen. Wir bitten die internationale Staatengemeinschaft ebenso solidarisch zu handeln und Millionen Menschen in ihrer Hungersnot zu unterstützen“, sagt Tarek Abdelalem, Geschäftsführer von Islamic Relief Deutschland.
„Es ist für uns als Hilfsorganisation auch der schwierigste Ramadan, den wir je für die Verteilung von Lebensmitteln erlebt haben, weil die Lebensmittel jetzt noch teurer und in einigen Fällen sogar unmöglich zu beschaffen sind“, ergänzt Abdelalem.
Die begrenzten Mittel der Hilfsorganisationen werden durch den Preisanstieg weiter strapaziert. In Somalia musste Islamic Relief die Zahl der Menschen, die zu Beginn des Ramadans lebenswichtige Nahrungsmittellieferungen erhalten, reduzieren, da die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um den steigenden Preisen gerecht zu werden.
Aliow Mohamed, der Landesdirektor von Islamic Relief in Somalia, hat kürzlich Camps in Baidoa besucht, in die die Menschen vor der Dürre geflohen sind, um Hilfe zu finden. Teams von Islamic Relief versorgen die Menschen in den Lagern mit Nahrungsmitteln und Unterkünften. Er berichtet:
„Wegen des drastischen Anstiegs der Lebensmittelpreise seit Beginn des Ukraine-Kriegs mussten wir die Zahl der verteilten Lebensmittel reduzieren. Die Preise sind um 30 Prozent gestiegen, und die Kosten für einen 25-kg-Sack Reis sind von 15 auf 22 Dollar gestiegen.“
„Das Leben in den Lagern ist hart, und manche Menschen essen ein oder zwei Tage lang nichts. Die Menschen teilen die Lebensmittel, die sie von Hilfsorganisationen wie Islamic Relief erhalten, weil es nicht genug Hilfe für alle gibt. Letzte Woche erzählte mir eine Familie, dass sie zwei Tage lang nichts gegessen hat, weil ihre Nachbarn, die ihnen zuvor Essen gegeben hatte, keine Hilfe mehr erhalten. Die Lage ist trostlos.“
„Kinder und Frauen sind am härtesten betroffen. Ich habe eine Frau getroffen, die einen Monat gelaufen ist, um das Lager zu erreichen. Sie war im achten Monat schwanger. Wir beobachten einen Anstieg der Fälle von Unterernährung bei Kindern, weil die Lebensmittel immer teurer werden.“
„Früher reichten 70 Dollar im Monat aus, um den Grundbedarf einer sechsköpfigen Familie zu decken – heute brauchen die Familien aufgrund der steigenden Preise mindestens 100 Dollar im Monat.“
Islamic Relief appelliert an die internationalen Regierungen, schnell zu handeln und die Bemühungen zur Bekämpfung der wachsenden Hungerkrise in der Region zu unterstützen.
Auch in Äthiopien sind aufgrund der Dürre und des internen Konflikts sehr viele Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Millionen von Menschen aus dem Osten des Landes mussten in die Hauptstadt Addis Abeba migrieren, um der Dürre zu entkommen, was die begrenzten Ressourcen der Stadt belastet. Jetzt treiben die Auswirkungen der Ukraine-Krise noch mehr Menschen in die Armut.
Ahmad Aba Jobir, Landesdirektor von Islamic Relief in Äthiopien, zur hohen Inflationsrate, steigendem Hunger und großer Solidarität:
„Die Inflationsrate in Äthiopien liegt bei 35 Prozent, und die Lebensmittelpreise sind in den letzten Wochen in die Höhe geschossen. Die Menschen haben Mühe, über die Runden zu kommen, zumal die Arbeitslosigkeit einen neuen Rekordstand erreicht hat. Es herrscht ein massiver Mangel an Lebensmitteln wie Brot und Öl, und die Preise sind in die Höhe gestiegen. Infolgedessen mussten viele Bäckereien schließen. Die Kraftstoffpreise sind in den letzten Wochen um mindestens 30 Prozent gestiegen, und es herrscht akuter Mangel - mancherorts bilden sich kilometerlange Autoschlangen vor den Tankstellen.“
„Schätzungsweise sind 5,8 Millionen Menschen aufgrund von Krieg und Dürre innerhalb Äthiopiens vertrieben worden, und viele von ihnen leben in Lagern ohne angemessene Einrichtungen. Die meisten kommen jedoch bei Verwandten unter und teilen mit ihnen Lebensmittel. Es herrscht ein starkes Gefühl der Solidarität, und jeder tut, was er kann, um zu helfen. Aber der Bedarf ist sehr groß. Die Zahl der Bettelnden auf den Straßen hat zugenommen, und jeden Tag klopfen neue Menschen an unsere Türen und bitten um Hilfe, aber leider können wir nicht allen helfen.''
Die Krise wirkt sich auf die ärmsten und schwächsten Familien in ganz Afrika aus. Im Sudan sind seit Beginn der Ukraine-Krise 80 Prozent der Weizeneinfuhren unterbrochen worden und die Weizenreserven gehen zur Neige. Während eine normale Lieferung aus der Ukraine 120.000 Tonnen Weizen enthält, waren es bei der letzten Lieferung nur 20.000 Tonnen.
Elsadig Elnour, Landesdirektor von Islamic Relief im Sudan, berichtet, dass die ärmsten Familien ums Überleben kämpfen und viele von ihnen ganze Tage ohne Essen ausgekommen sind:
„Seit dem Beginn der Ukraine-Krise sind die Preise dramatisch gestiegen. Bei vielen Grundnahrungsmitteln, insbesondere bei Brot, gibt es jetzt massive Engpässe. Ein Stück Brot, das früher 30 sudanesische Pfund kostete, kostet jetzt 50. Viele Bäckereien haben wegen der Weizenknappheit bereits geschlossen. Andere haben die Größe des Brotes, das sie herstellen, reduziert. In den letzten Wochen hat die Kriminalität in Städten wie Khartum zugenommen, da die Menschen zunehmend verzweifelt sind."
Die Vereinten Nationen warnen davor, dass 20 Millionen Menschen im Sudan - fast die Hälfte der Bevölkerung - bis Ende 2022 an Hunger leiden könnten.
Auch im Jemen: Hohe Weizenpreise und ein Preisanstieg von mindestens 30 Prozent bedeuten mehr Hunger
Die hohen Lebensmittel- und Treibstoffpreise im Jemen bedeuten, dass mehr als 1.300 Menschen auf dringend benötigte Lebensmittel von Islamic Relief verzichten müssen. Die Krise im Jemen hat zu einer der größten Unterernährungskrisen der Welt geführt, und dennoch musste das Team vor Ort die Zahl der Familien, die Ramadan-Lebensmittelpakete erhalten, von 10.255 auf 8.948 reduzieren.
Die Lebensmittelpreise im Jemen sind während der sieben Jahre des herrschenden Konfliktes ständig angestiegen, aber der Krieg in der Ukraine - von wo der Jemen ein Drittel seines Weizens importiert - hat zu einem Preisanstieg von 30 Prozent geführt.
Ibrahim Alhomadi, Landesdirektor von Islamic Relief Jemen, berichtet von steigender Unterernährung bei Kindern:
„Es ist tragisch, dass wir die Lebensmittellieferungen für den Ramadan kürzen mussten, obwohl 21 Millionen Menschen - mehr als zwei Drittel der Bevölkerung - humanitäre Hilfe benötigen und die von Islamic Relief unterstützten Kliniken derzeit von unterernährten Kindern überschwemmt werden, die kurz vor dem Verhungern stehen."
Die internationale Hilfsorganisation Islamic Relief verteilt auch indiesem Jahr Ramadan-Lebensmittelpakete an mehr als eine Million bedürftige Menschen in 33 Ländern, unabhängig der Konfession. Da die Lebensmittelpreise jedoch weltweit rapide ansteigen, musste die Hilfsorganisation in einigen Ländern entweder die Zahl der Empfänger oder die Menge der Lebensmittel bei jeder Verteilung reduzieren.
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