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Neue Namen im Heidingsfelder Straßenbild

v.l.n.r.: Heinz Saueracker, Paul Löhlein, Robert Schult, Stadtratsmitglied Udo Feldinger, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadtratsmitglied Willi Dürrnagel, Timo Winter, Robert Alsmann, Friedl Wilhelm Fotos: Petra Steinbach v.l.n.r.: Heinz Saueracker, Paul Löhlein, Robert Schult, Stadtratsmitglied Udo Feldinger, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Stadtratsmitglied Willi Dürrnagel, Timo Winter, Robert Alsmann, Friedl Wilhelm Fotos: Petra Steinbach
Leicht geschwungen zieht sich der Weg durch die kleine Grünanlage im Stadtteil Heidingsfeld. Die Wiese wird absichtlich nicht kurz gemäht, damit Insekten und andere Tiere sich hier aufhalten und Nahrung finden können. Für Fußgänger und Radfahrer laden zwei Bänke zum Verweilen ein. Der Blick geht zum Main und den dahinter steil ansteigenden Weinbergen. Die neu geschaffene Grünanlage gegenüber der Werkingstraße wurde jetzt feierlich nach Elisabeth Ehlers und der angrenzende Weg nach Ignaz-Löhlein benannt. Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte in seiner Ansprache anlässlich der Enthüllung der Schilder beide Namensgeber als Wohltäter, die sich um die die Stadt Würzburg verdient gemacht haben.
 
Elisabeth Ehlers wurde 1928 in Würzburg geboren. Sie entstammte einer alteingesessenen Heidingsfelder Brauereifamilie. Ihr Urgroßvater Wilhelm Ehlers hatte 1853 die Brauerei und Traditionsgastwirtschaft „Zum Schwan“ am Rathausplatz übernommen. Ihr Großvater Georg Ehlers hatte die Brauerei dann bis zu seinem Tod im Jahr 1924 weitergeführt. 1888 hatte er an der heutigen Jahnhöhe einen Eiskeller errichtet. Eine dazugehörige Halle hatte Elisabeths Vater Wilhelm Ehlers jr. nach der Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945 zu einer Notwohnung umgebaut. Hier lebte die alleinstehende Elisabeth Ehlers, die beruflich als Bankangestellte tätig war, bis zu ihrem Umzug in das benachbarte Wohnstift St. Paul. Sie starb am 9. Oktober 2014.
 
Elisabeth Ehlers hatte die Liegenschaften der einstigen Brauerei geerbt. Die Grundstücke am Main wollte sie an die Stadt Würzburg veräußern mit der Auflage, eine öffentliche Grünanlage mit Verweilqualität zu schaffen. Die Verhandlungen hierüber konnten zu ihren Lebzeiten nicht abgeschlossen werden, aber ihre Erben entsprachen ihrem Wunsch und verkauften das Areal 2016 zu einem symbolischen Preis an die Stadt, die sich verpflichtete, die Fläche zu begrünen und mit Bäumen, Sträuchern und Sitzmöglichkeiten auszustatten. Im Juli 2020 wurde die Grünanlage eingeweiht. Ein Gelände, das seit den 1960er Jahren als Lagerfläche für Baustoffe und als Abstellfläche für ausrangierte PKW genutzt worden war, ist heute ein grüner Main-Zugang für den Stadtteil Heidingsfeld und eine Oase für Mensch und Tier.
Möglich gemacht hat diese bedeutende städtebauliche Aufwertung die außergewöhnliche Wohltat von Elisabeth Ehlers. 2020 hat der Demokratische Bürgerverein Heidingsfeld deshalb vorgeschlagen, die neue Anlage nach der Stifterin zu benennen. Dieser Anregung ist der Stadtrat am 22. April 2021 gefolgt. „Die Stadt Würzburg würdigt damit die großherzige Verfügung von Elisabeth Ehlers, die Ausdruck einer vorbildlichen Bürgergesinnung ist. Dank und Anerkennung gebühren auch ihren Erben“, so Christian Schuchardt.
 
Der Namensgeber des direkt neben der Grünanlage verlaufenden Weges, Ignaz Löhlein, wurde am 29. April 1885 in Heidingsfeld geboren. Er stammte aus einer Handwerkerfamilie. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Schlosser engagierte er sich von 1919 bis zu seinem Tod 1929 als Sekretär des Metallarbeiterverbandes in Würzburg. Von 1911 bis 1919 gehörte er für die SPD dem Gemeindekollegium Heidingsfeld an, ab 1917 als dessen zweiter Vorsitzender. Im selben Jahr wechselte er zur USPD, die sich von der Mehrheits-SPD abgespalten hatte, weil sie weitere Kriegskredite nicht mittragen wollte. Nach Ausbruch der Revolution übernahm er im November 1918 den Vorsitz des fünfköpfigen Heidingsfelder Arbeiterrates.
 
Von 1919 bis 1929 war Löhlein dann Mitglied des Heidingsfelder Stadtrates, des Bezirkstages Würzburg sowie des Unterfränkischen Kreistages, wo er als Vorsitzender an der Spitze der SPD-Fraktion stand. Er war Gründungsmitglied der Baugenossenschaft Selbsthilfe und in fast allen Heidingsfelder Vereinen aktiv. Von 1919 bis 1924 gehörte er darüber hinaus dem Bayerischen Landtag an, zunächst für die USPD und ab November 1922 für die VSPD, die Vereinigte Sozialdemokratische Partei Deutschlands. 1924 kandidierte er erneut für den Landtag, aber ohne Erfolg.
 
 
Löhlein starb am 12. November 1929 im Alter von nur 44 Jahren. In seiner Trauerrede hob der damalige Würzburger Oberbürgermeister Hans Löffler namentlich dessen Verdienste um die am selben Tag von der Kreisregierung genehmigte Eingemeindung Heidingsfelds hervor, und der sozialdemokratische „Fränkische Volksfreund“ erklärte in seinem Nachruf auf Löhlein: „Wenn wir heute so weit sind, dass Heidingsfeld zu Würzburg gehört, so ist das zum großen Teil sein Werk, für das er fast 13 Jahre unermüdlich und mit zäher Energie gegen ungeheuren Widerstand der Eingemeindungsgegner kämpfte.“
„Mit Ignaz Löhlein würdigen wir einen Bürger, der sich in außergewöhnlichem Maße und in vorbildlicher Weise in der kommunalen Selbstverwaltung und der parlamentarischen Demokratie engagiert und die Entwicklung Heidingsfelds in der Übergangszeit von der Monarchie zur Republik prägend mitgestaltet hat“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Aytürk

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