Stadtrat beschloss Umbenennung: „Sander-Weiher“ ist nun der Heimathafen des Modell-Sport-Clubs Würzburg

Umbenennung in der Sanderau vollzogen: Oberbürgermeister Christian Schuchardt und der 2. Vorsitzende Klaus Peter Wohlrab (vordere Reihe Fünfter und Vierter von rechts) umrahmt von Mitgliedern des Clubs und Vertretern des Stadtrats am „Sander-Weiher“. Foto: Georg Wagenbrenner Umbenennung in der Sanderau vollzogen: Oberbürgermeister Christian Schuchardt und der 2. Vorsitzende Klaus Peter Wohlrab (vordere Reihe Fünfter und Vierter von rechts) umrahmt von Mitgliedern des Clubs und Vertretern des Stadtrats am „Sander-Weiher“. Foto: Georg Wagenbrenner

 

Bei der kleinen Feier zur Umbenennung des „Graf-Luckner-Weihers“ am Sanderauer Mainufer in „Sander-Weiher“ flatterten am großen Stockanker weithin sichtbar die Fahnen des Modell-Sport-Clubs und der Stadt Würzburg im Spalier. Oberbürgermeister Christian Schuchardt freute sich über diesen Willkommensgruß und die große Abordnung des Clubs, die aus diesem Anlass auch eine Flotte ihrer Modellschiffe ausgestellt hatten. „Wir sind sehr dankbar, dass der MSC die Entscheidung zur Umbenennung des Weihers vollumfänglich mitgetragen hat. Der neue Name bedeutete für die Modellsportler einige Arbeitsschritte: in der Kommunikation und schließlich auch beim Austausch der Gedenktafel und weiterer Schilder rund um die Anlage, die man gemeinsam mit der Stadtverwaltung anging“, lobte Schuchardt die schnelle Umsetzung der Empfehlung der AG Straßenbenennung, der sich der Stadtrat angeschlossen hatte.

 

Warum musste der vertraute Name überhaupt weichen? Sensibilisiert durch die Arbeit der Straßennamenkommission seit 2015, die in ihrem Abschlussbericht in mehreren Biographien hinter Würzburger Straßennamen unterschiedlich schwere Verfehlungen in der NS-Zeit herausarbeitete, fiel der Blick der Stadtverwaltung schließlich auch auf den Namensgeber des Weihers in der Sanderau.

 

Felix Graf von Luckner werden Straftaten zur Last gelegt, die in der NS-Zeit nur unzureichend aufgearbeitet wurden. Konkret geht es um Sexualstraftaten (Sex mit Minderjährigen und ein eventuell inzestuöses Verhältnis), die aktenkundig geworden sind. Dass diese Taten von einem „Sonderehrengericht“ 1939 nicht geahndet wurden, muss man wohl so interpretieren, dass der bekannte Abenteurer mit dem Spitznamen „Seeteufel“, der im Ersten Weltkrieg beispielsweise durch versenkte feindliche Schiffe Heldenstatus errang, auch später unter einem besonderen Schutz stand. Seine Sexualstraftaten gerieten erst Jahrzehnte nach seinem Tod wieder in den Fokus. So wurde beispielsweise auch von der Stadt Halle 2005 ein Gutachten zu seiner Person beauftragt, das zu ähnlichen Schlüssen kam, wie dies in Würzburg der Fall war. In Halle war man Graf Luckner nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst sehr dankbar, weil er eine wichtige Rolle bei der friedlichen und kampflosen Übergabe der Stadt an die Alliierten spielte. Es kam nicht zur angedrohten Bombardierung durch die amerikanischen Streitkräfte in den letzten Kriegstagen.

 

Aus Sicht der AG Straßenbenennung und des Stadtrats disqualifiziert sich der bisherige Namensgeber dennoch als Vorbild, weil die persönlichen Verfehlungen schwer wiegen. Der Name wird als unpassend für eine Freizeitanlage erachtet, die auch künftige Generationen für ein besonderes Hobby begeistern soll.

 

Der neue Name des Weihers geht hingegen auf die historische, Bezeichnung dieser Flurlage im Bereich der sandigen Flussauen des Mains zurück, die im Vorfeld des heutigen Stadtteils Sanderau in der Vergangenheit regional auch als „Sander-Vorstadt“ bezeichnet wurde. Viele Würzburgerinnen und Würzburg verbinden mit diesem Areal zwischen öffentlichem Grillplatz, Main-Radweg und Naturheilinsel Freizeitspaß und Naherholung.

 

Aytürk

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