Telemedizin hilft Patienten mit Herzinsuffizienz

Von links: Oberarzt Dr. med. Kristinko Martinovic und Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger, Chefarzt der Medizinischen Klinik 8, Schwerpunkt Kardiologie, am Klinikum Nürnberg beraten Patient Harald Döbrich, der am Telemedizinzentrum Herzinsuffizienz des Ambulanten BehandlungsCentrums eingeschrieben ist. Foto: Giulia Iannicelli Von links: Oberarzt Dr. med. Kristinko Martinovic und Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger, Chefarzt der Medizinischen Klinik 8, Schwerpunkt Kardiologie, am Klinikum Nürnberg beraten Patient Harald Döbrich, der am Telemedizinzentrum Herzinsuffizienz des Ambulanten BehandlungsCentrums eingeschrieben ist. Foto: Giulia Iannicelli

Neu am Ambulanten BehandlungsCentrum des Klinikums Nürnberg

 

Herzinsuffizienz ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, mehr als 45.000 Menschen sterben jährlich daran. Um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz auch im ländlichen Raum zu verbessern, bietet das Klinikum Nürnberg über sein Ambulantes BehandlungsCentrum (ABC) am Klinikum Nürnberg Süd seit Herbst 2022 ein telemedizinisches Versorgungsmodell an. 25 Patienten sind bereits in dem in der Metropolregion Nürnberg bislang einmaligen Telemonitoringzentrum Herzinsuffizienz eingeschrieben.

 

„Das Telemedizinzentrum Herzinsuffizienz ist ein Quantensprung in der Versorgung dieser vulnerablen Patientengruppe“, betont Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger, Chefarzt der Medizinischen Klinik 8, Schwerpunkt Kardiologie, am Klinikum Nürnberg. „Wir machen uns die digitale Technik zunutze, um Patienten mit dieser chronischen Erkrankung kontinuierlich zu begleiten und im Ernstfall schnell reagieren zu können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dadurch einen echten Versorgungsvorteil. Im besten Fall lässt sich durch rechtzeitiges Eingreifen des behandelnden Arztes ein Krankenhausaufenthalt oder sogar Schlimmeres verhindern,“ so Pauschinger.

 

Tägliches Messen der Werte

 

Und so funktioniert das Telemonitoring: Die teilnehmenden Herzinsuffizienzpatienten – sie werden vom Hausarzt, Kardiologen, Pneumologen, Kinder- oder Jugendarzt am Telemedizinzentrum des Ambulanten BehandlungsCentrum (ABC) am Klinikum Nürnberg Süd eingeschrieben – erhalten zunächst die entsprechende technische Ausstattung. Dazu gehören Tablet, Waage und Blutdruckmessgerät. Ab da messen sie täglich Vitalfunktionen wie Blutdruck und Gewicht und speisen diese zusammen mit einer Aussage über ihr Allgemeinbefinden via Tablet in die digitale Herzinsuffizienz-Plattform ein, wo die Daten von einer speziell geschulten medizinischen Fachkraft ausgewertet werden.

Weichen Werte von der Norm ab, informiert die koordinierende kardiologische Praxis am Ambulanten BehandlungsCentrum (ABC) des Klinikums Nürnberg den behandelnden Arzt, der dann die Maßnahmen anpasst. Sind Grenzwerte deutlich überschritten, löst das System automatisch Alarm aus und der Patient bzw die Patientin wird umgehend von einem Arzt oder dem Notdienst kontaktiert.

 

Negative Veränderungen frühzeitig erkennen

 

„Unser Ziel ist es, negative Veränderungen durch engmaschiges Monitoring rechtzeitig zu erkennen“, erklärt Oberarzt Dr. med. Kristinko Martinovic von der Medizinischen Klinik 8 am Klinikum Nürnberg Süd. Der Kardiologe koordiniert gemeinsam mit einem Kollegen das Telemonitoringzentrum am Ambulanten BehandlungsCentrum und hält den Kontakt zu den Patienten. „Gedacht ist das Telemonitoring für Patientinnen und Patienten, die bereits eine deutlich verringerte Pumpleistung des Herzens haben und deshalb schon einmal im Krankenhaus waren oder schon eine Unterstützung etwa durch einen Schrittmacher brauchen“, erklärt Dr. Martinovic, „wir können durch die tägliche Überwachung ihrer Werte sehr schnell erkennen, ob sich ihre Situation verschlechtert.“

 

Von der telemedizinischen Patientenbetreuung am Ambulanten BehandlungsCentrum des Klinikum Nürnberg sollen insbesondere auch Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten im ländlichen Raum profitieren, die vielleicht einen längeren Weg zum nächsten Arzt haben und sich im Alltag mehr Sicherheit im Umgang mit der chronischen Erkrankung wünschen. „Ein Großteil unserer stationären aber auch ambulanten Patientinnen und Patienten am Herz-Gefäß-Zentrum kommt aus der Metropolregion“, betont Prof. Dr. med. Matthias Pauschinger. „Sie partizipieren so am digitalen Fortschritt in der Medizin.“

 

„Allein dadurch, dass sich die Patienten täglich die Zeit nehmen, ihre Vital- Werte zu messen und zu dokumentieren, beschäftigen sie sich aktiv mit der Krankheit und haben auch mehr Motivation, für sich gesundheitlich etwas zu tun“, weiß Dr. Martinovic aus Rückmeldungen von Teilnehmer*innen. „Es stärkt auch das Vertrauen in den eigenen Körper, wenn ich weiß, die Werte sind ok und werden kontinuierlich überwacht.“

 

Das kann auch Harald Döbrich bestätigen. Der 73-jährige Nürnberger ist im Telemedizinzentrum Herzinsuffizienz des Klinikums Nürnberg eingeschrieben. Mit akuten Luftproblemen war er Anfang Januar per Notarzt ins Südklinikum und dort auf die Intensivstation gebracht worden, wo die Ärzte eine fortgeschrittene Herzinsuffizienz feststellten. „Ich hatte bereits 2016 einen Herzinfarkt. Mir ist wichtig, jetzt dranzubleiben. Mit der Einschreibung bin ich nochmal disziplinierter, was das Messen meiner Werte angeht. Einmal hat das EKG schon angezeigt, dass ein Wert nicht ganz stimmt. Eine halbe Stunde später hat mich eine Mitarbeiterin angerufen, und meinte, der sei noch in Ordnung. Das fand ich sehr gut. Für mich ist das mit der Telemedizin passend.“

 

Dass die Technik leicht handhabbar und die Übertragung der sensiblen Patientendaten in die digitale Plattform des Herzinsuffizienzzentrums am ABC sicher, bestätigt Alexander Pazicky, Geschäftsführer der Ambulanten BehandlungsCentren des Klinikums Nürnberg. „Wir haben mit der Firma SHL Telemedizin hier einen sehr erfahrenen Partner an der Seite, der auf diesem Gebiet seit vielen Jahren tätig ist.“ Die Teilnahme an dem Projekt ist für Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz bei Erfüllung der Indikationen eine ambulante Kassenleistung.

 

„Als Klinikum Nürnberg sehen wir das Telemonitoringzentrum Herzinsuffizienz am ABC als ersten Schritt, die ambulante und stationäre Behandlung von besonders häufigen Erkrankungen noch stärker zu verzahnen. Jeder Patient, der nicht stationär aufgenommen werden muss, weil er bereits vorher entsprechend behandelt werden kann, ist dankbar und entlastet auch das Gesundheitssystem“, so Pazicky.

Kontakt für interessierte Patienten ABC Klinikum Süd Tel. 0911/398-7755.

 

Was ist Herzinsuffizienz?
Bei Herzinsuffizienz ist die Funktion des Herzens eingeschränkt. Es kann nicht mehr ausreichend Blut in den Körper pumpen oder sich nicht ausreichend dehnen. Die häufigsten Ursachen sind Bluthochdruck, ein Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung. Auch Diabetes, eine Schilddrüsenüberfunktion, Lungenerkrankungen und Alkohol- und Drogenkonsum begünstigen die Krankheit. Bemerkbar macht sie sich durch Symptome wie Atembeschwerden, Müdigkeit, Wassereinlagerungen und Gewichtszunahme. Auch Harndrang kann ein Symptom sein.

 

Das Klinikum Nürnberg ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland und bietet das gesamte Leistungsspektrum der Maximalversorgung an. Mit 2.233 Betten an zwei Standorten (Klinikum Nord und Klinikum Süd) und 8.400 Beschäftigten versorgt es knapp 100.000 stationäre und 170.000 ambulante Patienten im Jahr. Zum Klinikverbund gehören zwei weitere Krankenhäuser im Landkreis Nürnberger Land.

Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Nürnberg wurde 2014 gegründet und ist zweiter Standort der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. In Nürnberg werden jährlich 50 Medizinstudierende ausgebildet. Das Curriculum orientiert sich eng an der Ausbildung der amerikanischen Mayo-Medical School. Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität kooperiert zudem mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland.

 

 

Aytürk

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