Würzburg gedachte der ehemaligen Landtagspräsidentin und Ehrenbürgerin Barbara Stamm

Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Dr. Günther Beckstein, bayerischer Ministerpräsident a.D. Foto: Claudia Lother Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Dr. Günther Beckstein, bayerischer Ministerpräsident a.D. Foto: Claudia Lother

 

Am 29. Oktober 2024 wäre die Ehrenbürgerin der Stadt Würzburg, Barbara Stamm, 80 Jahre alt geworden. Zur Erinnerung an die vor zwei Jahren verstorbene ehemalige Landtagspräsidentin lud die Stadt Würzburg am Vorabend ihres Geburtstages Familie, Freunde und Weggefährten aus Politik und Kirche zu einem Gedenkabend.

Soziale Gerechtigkeit, demokratische Strukturen, der Zusammenhalt der Gesellschaft, eine starke Familienpolitik, Inklusion und Integration waren Barbara Stamms Themen und ihre Ideale verfolgte sie hartnäckig. „Sie war eine Stimme der Vernunft und des Mitgefühls, eine Kämpferin für soziale Gerechtigkeit und eine Mitstreiterin, die ihre Wurzeln nie vergessen hat, eine Brückenbauerin zwischen politischen Lagern und Anwältin der Menschlichkeit“, bezeichnet sie Oberbürgermeister Christian Schuchardt. „Barbara Stamms Verdienste sind nicht bezifferbar. Dabei war ihr Wirken geprägt von einer tiefen Menschlichkeit und einem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. Sie scheute sich nicht, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen und für ihre Überzeugungen einzustehen.“ Mut, Geradlinigkeit, Authentizität und ein fester Glaube waren Eigenschaften der Politikerin zum Anfassen, so Schuchardt. Sie fehle als Mensch und es sei die Aufgabe aller, ihre Ideale hochzuhalten und sich für eine gerechtere und menschlichere Welt einzusetzen.

„Sie hat den Menschen in den Mittelpunkt gestellt“, schloss Dr. Günther Beckstein, der ehemalige bayerische Ministerpräsident und langjährige Weggefährte Stamms, in seinem Festvortrag über „Das Soziale in der Politik der Gegenwart“ an. „Sie fehlt überall und ich vermisse sie als soziales Gewissen“, zumal die Gesellschaft drohe auseinanderzufallen. Beckstein streifte in seinem Vortrag die Krankenhausreform, den Haus- und Fachärztemangel, den Mangel an Pflegekräften und mahnte einen Grundpfeiler christlicher Politik an, eine bestmögliche medizinische Versorgung aller Menschen zu ermöglichen, aber wie viel Sozialstaat könne man sich noch leisten? „Ich habe dafür keine Lösung, aber ich weiß, in meiner aktiven Zeit hätte ich Barbara um Rat gefragt“, so Beckstein, die Politikerin mit Bodenhaftung, die zugleich als Landtagspräsidentin eine Idealbesetzung gewesen sei. Schmunzelnd fügte Beckstein hinzu: „Barbara hat auch eine große kulturelle Leistung vollbracht und den Frankenwein nach München gebracht. Heute ist in München bekannt, dass der beste Weißwein ein Franke ist.“

Humor und Geselligkeit zeichneten Stamm genauso aus wie ihre Bodenständigkeit. Einblicke in ein Familienleben, in dem daneben auch die Politik eine Rolle spielte, gewährte an diesem Abend die Tochter Claudia Stamm und dankte Günther Beckstein, nicht nur für seinen Vortrag, mit zwei Flaschen Frankenwein „Rot und Weiß“.

Bodenständigkeit braucht Wurzeln: 1966, als sie aus Gemünden nach Würzburg kam, habe Barbara Stamm zum ersten Mal erlebt, was Heimat ist; eine Heimat, die den Weg in höchste politische Ämter ebnete, so Prof. Dr. Daniela Neri-Ultsch, die Biografin Barbara Stamms. Mit 27 Jahren zog Barbara Stamm in den Würzburger Stadtrat ein, sie selbst wertete diese Zeit als „wichtige, grundlegende Jahre, die das Rüstzeug und den besten Einstieg in die Politik mitgaben“, bevor sie 1976 Mitglied des Bayerischen Landtags wurde, dem sie von 2008 bis 2018 als Präsidentin vorstand. „Ihre Biografie zeigt ihren beispiellosen Aufstieg aus ungünstigen Startbedingungen in höchste Ämter mit herausragender Reputation. Sie gab der Sozialpolitik ein Gesicht“, wertet die Biografin. „Sie ruhte in sich, war einfühlsam, empathisch, menschlich und dabei durchsetzungsstark und hartnäckig“, fasste Neri-Ultsch zusammen.

Ehrengäste der Feierlichkeit waren Ludwig Stamm mit den Kindern Claudia, Sissi und Thomas und ihren Familien. Die weiteren Gäste kamen aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik wie Staatsministerin Judith Gerlach, Staatssekretär Sandro Kirchner, Staatsministerin a.D. Ursula Männle, Staatssekretär a.D. Gerhard Eck, aus dem Deutschen Bundestag Paul Lehrieder, Andrew Ullmann, aus dem Bayerischen Landtag Patrick Friedl, Andrea Behr, Steffen Vogel, Björn Jungbauer, Walter Nussel, Alexander Flierl, Winfried Bausback, Dr. Hülya Düber als Vertreterin des Bezirkstagspräsidenten, Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg, Landrat Thomas Eberth, zahlreiche Stadt- und Kreisrätinnen und -räte, aus den Kirchen und Religionsgemeinden der Präsident des Zentralrats der Juden und Vorsitzender der Israelitischen Gemeinde Würzburg Dr. Josef Schuster, Weihbischof Paul Reder, der emeritierte Bischof Friedhelm Hofmann, der emeritierte Weihbischof Ulrich Boom und Ahmet Bastürk, der Sprecher der Würzburger Moscheegemeinden. Die Musik kam von Quadro commodo.

 

Aytürk

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