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Gestern Abend haben ihr viele zugeschaut und emotional Anteil genommen: Katharina Bruckner alias Corinna Harfouch als Frau vom Jugendamt, die für den kleinen Joe und seine Mutter die Weichen für eine bessere Zukunft stellt. Katharina Bruckner steht für viele in dieser Gesellschaft. Bundesweit sind mehr als 17.000 BezirkssozialarbeiterInnen im Allgemeinen Sozialdienst (ASD) der Jugendämter beschäftigt – allein 28 davon in der Stadt Würzburg
Häufig redet man in der Öffentlichkeit nur dann über ihren Beruf, wenn es schlecht läuft, wenn Kinder trotz Hilfen zu Schaden kommen. Damit gerät aus dem Blick, welch vielfältige und oft erfolgreiche Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien die MitarbeiterInnen des ASD leisten. Sie beraten Mütter, Väter und alle Personen mit Erziehungsfragen, sie organisieren alltagspraktische Hilfen und Entlastung für Familien, sie fördern Kinder in ihrer Entwicklung – oder sorgen im Zweifelsfall wie bei Joe zeitweilig auch für den notwendigen Schutz von Kindern. Das Spektrum an Problemen, auf die der ASD tagtäglich Antworten sucht, ist breit: ratlose Eltern, psychisch erkrankte Eltern oder Kinder, Familienkrisen, Schulprobleme, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht.
„Wir wissen, dass Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen. Nur manchmal ist der Alltag, die eigene Biografie so belastend, dass Erziehung alleine nicht gelingt. Häufig hilft es dann, jemanden an seiner Seite zu haben. Deshalb setzen wir auch bei Problemen alles in erster Linie daran, die Eltern in ihrer Erziehung zu stärken und zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir sind ihre Partner in Erziehungsfragen“, erläutert Gunther Kunze, der den Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Würzburg leitet, zu dem die Sozialen Dienste gehören.
Kinderschutz ist kein Kinderspiel
Der Allgemeine Sozialdienst der Jugendämter hat die Aufgabe, Eltern und ihre Kinder dort zu unterstützen, wo Hilfe notwendig ist. Dies erfolgt vor allem durch eine umfassende Beratung und unterstützende Hilfen bei der Erziehung, wie etwa in Form einer ambulanten Sozialpädagogischen Familienhilfe. Auf diese Hilfe sind zunehmend mehr Familien angewiesen: Rund 963.000 Hilfen zur Erziehung haben die Jugendämter 2020 bundesweit geleistet, 11% mehr als noch 2010. Auch in der Pandemie wurden diese tendenziell eher fortgeführt als beendet. Mehr als zwei von drei dieser Hilfen werden in der Familie erbracht. Allein in der Stadt Würzburg wurden im Jahr 2021 1.258 Familien, Kinder und Jugendliche durch Erziehungshilfen und Eingliederungshilfen erreicht.
Wann aber ist Unterstützung und Hilfe in der Familie noch aussichtsreich? Und wann ist der Punkt erreicht, wo Sicherheit und Schutz des Kindes eine zumindest vorübergehende Trennung von den Eltern erfordern? Und welche Risiken bringt die Trennung von den Eltern für den weiteren Lebensweg des Kindes?
Alle sind sich einig: Kinder und Jugendliche bedürfen des Schutzes durch die Gesellschaft. Doch welcher Weg im Einzelfall der richtige ist, diese Frage verlangt den SozialarbeiterInnen im Jugendamt in vielen Fällen schwierige Abwägungsprozesse ab. Kinderschutz ist eben kein Kinderspiel! „Wir versuchen, uns immer ein möglichst umfassendes Bild zu machen und mehrfach die Perspektive zu wechseln. Allein kann man eine solche Entscheidung oft gar nicht treffen, schließlich haben sie weitreichende Folgen für die Lebensläufe der Kinder. Die Beratung jedes einzelnen Falls mit den KollegInnen ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil unserer täglichen Arbeit“, erläutert Gunther Kunze.
Und auch hier erhöhen steigende Fallzahlen die Belastungen für die Fachkräfte der Allgemeinen Sozialen Dienste: Im Jahre 2020 wurden seitens der Jugendämter bundesweit in fast 200.000 Fällen geprüft, ob ein Kind gefährdet ist und ob akute Maßnahmen zu seinem Schutz ergriffen werden müssen.
Was braucht der ASD, um diese schwierige Arbeit so erfolgreich schultern zu können wie Katharina Bruckner? Gunther Kunze hat darauf eine klare Antwort: „Wir brauchen genügend und gut qualifiziertes Personal, das durch Supervision, Beratung und Fortbildung in dieser schwierigen Aufgabe ausreichend unterstützt wird. Und wir brauchen Einrichtungen und BürgerInnen, für die das Jugendamt unverzichtbarer Partner im Kinderschutz sind und die Eltern ermutigen und bestärken, sich bei Fragen und Problemen auch hier beraten zu lassen. Denn das ist oft schon der erste Schritt zur Lösung.“
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