Unkompliziert, kostenlos, vertraulich und ohne Terminvereinbarung

Die Behörden-Coaches helfen Migrantinnen und Migranten dabei, sich im Dschungel der Behörden zurecht zu finden. v.li: Natali Soldo-Bilac (Koordinatorin dezentrale Unterbringung), obere Reihe: die beiden Behörden-Coaches Edi Cehaji und Jakob Müßig, Sandra Bürger (Integrationslotsin). Untere Reihe: die Behörden-Coaches Fatim Dao, Anastasia Steinbauer, Irina Covasa. Auf dem Bild fehlen die Behörden-Coaches Martin Salzl, Lukas Billek, Varine Khoshnaw.  Foto: Olga Saporoshzew Die Behörden-Coaches helfen Migrantinnen und Migranten dabei, sich im Dschungel der Behörden zurecht zu finden. v.li: Natali Soldo-Bilac (Koordinatorin dezentrale Unterbringung), obere Reihe: die beiden Behörden-Coaches Edi Cehaji und Jakob Müßig, Sandra Bürger (Integrationslotsin). Untere Reihe: die Behörden-Coaches Fatim Dao, Anastasia Steinbauer, Irina Covasa. Auf dem Bild fehlen die Behörden-Coaches Martin Salzl, Lukas Billek, Varine Khoshnaw. Foto: Olga Saporoshzew

Städtische Behörden-Coaches helfen Migrantinnen und Migranten bei Behördenangelegenheiten

 

Behördliche Antragsverfahren sind häufig kompliziert und langwierig, für einen Antrag sind bisweilen zig Anlagen auszufüllen, selbst Muttersprachler verstehen amtliche Bescheide nicht oder wissen nicht, welche Behörde ihr Anliegen bearbeiten kann. Wie soll jemand durchblicken, der kein deutscher Muttersprachler ist, nach Deutschland geflüchtet ist, vielleicht gar kein Deutsch spricht oder sogar Analphabet ist? „Im Jahr 2020 hat der Fachbereich Integration, Inklusion und Senioren, um den Migrantinnen und Migranten zu helfen, zunächst nur für das Reuterhaus den Behörden-Coach ins Leben gerufen“, berichtet Christine Blum-Köhler, Integrationsbeauftragte der Stadt Würzburg. Denn: „Wer Hilfe braucht, kommt zu uns, egal, ob er noch im Reuterhaus lebt oder nicht“, bestätigt Sandra Bürger, Mitarbeiterin im städtischen Fachbereich Integration, Inklusion und Senioren. Sie ist als Integrationslotsin für die Koordination des Ehrenamts in den dezentralen Unterkünften verantwortlich und entwickelt das Projekt der Behörden-Coaches weiter. Die komplexe Behördenstruktur und vor allem die Behördensprache zählen für Migrantinnen und Migranten zu den größten Herausforderungen des Alltags. Nicht selten häufen sich bei ihnen Schreiben von Behörden, von Handyvertragspartnern und Stromversorgern. Viele der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner des Reuterhauses suchen daher nach wie vor den Kontakt und holen sich Hilfe und Rat bei den Mitarbeitenden. Natali Soldo-Bilac, Koordinatorin der dezentralen Unterkünfte, ist bereits seit 2016 im Reuterhaus tätig. Sie hat über die Jahre hinweg viele Migrantinnen und Migranten in ihrem Alltag begleitet und pflegt nach wie vor gute Kontakte: „Bloß weil Migrantinnen und Migranten aus dem Reuterhaus ausgezogen sind, ist die Welt nicht in Ordnung“, weiß Soldo-Bilac.

Die ehrenamtlichen Behörden-Coaches unterstützen daher Menschen bei Behördenangelegenheiten aller Art und bei Schwierigkeiten mit behördlicher Post und formalen Schreiben. Sie helfen, Anträge und Formulare auszufüllen, Termine zu vereinbaren und dergleichen mehr, unkompliziert, kostenlos und ohne Terminvereinbarung. Zudem vermitteln sie Verständnis für die Funktionen und Aufgaben der jeweiligen Behörden (z.B. Jobcenter, Sozialämter, Familienkassen, Versicherungen) sowie deren Arbeitsweisen. Sie verweisen auf weitere Unterstützungsangebote, auf andere Beratungsstellen, dürfen aber keine Rechtsberatung durchführen und übernehmen auch keine Haftung. Es handelt sich um ein niederschwelliges Angebot, welches sich als ergänzende Unterstützung zu den bestehenden behördlichen und weiteren institutionellen Beratungen versteht.

Anfangs waren zwei bis drei Studenten für etwa jeweils vier Stunden die Woche engagiert, mittlerweile sind acht Behörden-Coaches an sechs Standorten in unterschiedlichen Stadtteilen tätig. „Klassische Migrationsberatungsstellen wurden in den letzten Jahren reduziert und da immer mehr Migrantinnen und Migranten kommen, wird die Lücke der Menschen größer, die Behördenschreiben, Anträge, Formulare, Verträge in deutscher Sprache nicht verstehen“, berichtet Sandra Bürger. „Im Grunde bieten die Behörden-Coaches Hilfe zur Selbsthilfe.“ Aber es wird wohl eine Vision bleiben, dass sich Behörden-Coaches irgendwann selbst abschaffen.

Das Projekt wird stetig weiterentwickelt und im Stadtgebiet ausgeweitet. Mittlerweile sind die Behörden-Coaches in den Stadtteilen Heuchelhof, Lindleinsmühle und in der Zellerau im Einsatz. Das Unterstützungsangebot findet in den Quartierbüros der jeweiligen Stadtteile einmal wöchentlich für drei bis vier Stunden statt. Das Angebot ist bewusst als offene Sprechstunde konzipiert. Terminvereinbarungen entfallen, wodurch ein erleichterter Zugang sowie kurzfristige Hilfsleistungen erfolgen können. Darüber hinaus sind Behörden-Coaches in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Veitshöchheimer Straße sowie in der dezentralen Unterkunft „Reuterhaus“ eingesetzt. In der GU ist das Angebot des Behörden-Coaches an die Sprechstunde der Flüchtlingsberatung des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg e.V. angeschlossen und wird ausschließlich von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Einrichtung aufgesucht. Das Angebot findet hier einmal wöchentlich statt. In der dezentralen Flüchtlingsunterkunft „Reuterhaus“, welches zugleich als zentrale Beratungs- und Informationsstelle von Migrantinnen und Migranten aus dem Stadtgebiet und dem Landkreis Würzburg aufgesucht wird, findet die Sprechstunde der Behördencoachs zweimal wöchentlich statt.

 

Die Orte und Sprechzeiten:

Dezentrale Flüchtlingsunterkunft Reuterhaus, Mergentheimer Str. 184, 97084 Würzburg: dienstags und donnerstags 14-18 Uhr

Heuchelhof Treffpunkt „Altes Schwimmbad“, Den Haager Str. 18, 97084 Würzburg: dienstags 10-14 Uhr und donnerstags 10-14 Uhr

Lindleinsmühle Quartiersmanagement, Frankenstraße 11, 97078 Würzburg: montags 13-17 Uhr

Zellerau Quartiersmanagement, Frankfurter Straße 62a, 97082 Würzburg: donnerstags 13-16 Uhr

Gemeinschaftsunterkunft Veitshöchheimerstraße 100, 97080 Würzburg: donnerstags 9-12 Uhr

Das ehrenamtsbasierte Projekt „Behörden-Coach“ wird koordiniert durch die Integrationslotsen der Stadt Würzburg. Im Allgemeinen sind die hauptamtlichen Integrationslotsen Ansprechpartnerinnen und -partner für ehrenamtliches Engagement im Bereich Integration, Migration und Asyl. Sie sind Anlauf- und Koordinierungsstelle für alle Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein interkulturelles Ehrenamt interessieren oder sich in der Integrationsarbeit engagieren und aktiv werden möchten. Wer Interesse hat, als Behörden-Coach tätig zu werden oder sich ehrenamtlich in der Integration zu engagieren, kann sich bei Sandra Bürger, Integrationslotsin der Stadt Würzburg, melden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

Aytürk

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