Harpyien-Zucht im Tiergarten mit neuen Genen aus Brasilien

Harpyien-Zucht im Tiergarten mit neuen Genen aus Brasilien Harpyien-Zucht im Tiergarten mit neuen Genen aus Brasilien

Die Greifvögel werden selten in Europa gehalten

Der Tiergarten Nürnberg gehört – bezogen auf die Zucht von Harpyien – zu den bedeutendsten Zoos weltweit. Harpyien (Harpia harpyja) sind in ihrer südamerikanischen Heimat durch den Verlust ihres Lebensraums vor allem im Amazonasgebiet bedroht und werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als „near threatened“, also potentiell gefährdet, gelistet. Die wohl mächtigsten Greifvögel der Welt mit einem Gewicht von vier bis neun Kilogramm und einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern sind auf den tropischen Regenwald angewiesen. Harpyien leben auf den hohen Urwaldbäumen, auf denen sie oft tagelang verharren und sich nur in die Lüfte schwingen, wenn sie sich auf Nahrungssuche begeben.

Bereits Anfang der 1980er Jahre begann in Nürnberg die erfolgreiche Zucht mit dem Harpyienpaar Esmeralda und Enrico. Das Paar zog elf Küken groß. Die Nachkommen dieses Nürnberger Zuchtpaares leben heute im Tiergarten Nürnberg. Das sind Evita, Jorge und Domingo. Weitere Nachkommen befinden sich in Zoos wie in Berlin, aber vor allem auch in Ecuador, Peru und Brasilien. Der Tiergarten konnte so einen großen Beitrag zur Zucht der Vögel in Deutschland wie auch in deren Herkunftsländer leisten. Im August überführte der Tiergarten die männliche Harpyie Vito in den Parque Condor in Ecuador. Im November kam ein weiteres Harpyienpaar nach Nürnberg. Diese Vögel aus Brasilien werden als Zuchtpaar auf dem tiergarteneigenen Gut Mittelbüg in Schwaig untergebracht. Beide Vögel stammen aus dem Zoopark Roberto Ribas Lange von Itaipu Binacional in Brasilien, wo sie als F2-Generation, also Enkel von Wildtieren, geschlüpft sind. Dem Transport der großen Greifvögel ging ein zweijähriges, internationales Genehmigungsverfahren voraus.

Der Tiergarten initiierte in diesem Jahr das europäische Zuchtbuch für Harpyien und kooperiert mit anderen Organisationen, um ein internationales Zuchtbuch aufzubauen. In Europa gibt es aktuell acht Harpyien, ein Paar im französischen Beauval, einen Terzel, also ein männliches Exemplar, in Berlin, sowie die fünf Vögel in Nürnberg. Außerdem werden im Tiergarten Nürnberg verschiedene Forschungsprojekte mit Harpyien durchgeführt. Dabei geht es um Verhaltensversuche, um Präferenzstudien zu Vorlieben der Tiere und um Studien zur Reproduktion, also Fortpflanzung.

Mit seinem umfangreichen Fachwissen zu Harpyien unterstützt der Tiergarten Nürnberg auch In-situ-Schutzprojekte im Lebensraum in Brasilien. Im Rahmen dieses Projektes wird die Genetik von Harpyien in Kooperation mit der brasilianischen Universität Federal do Espiritu Santo untersucht. Ein weiteres Projekt in Kooperation mit der Universität Gießen beschäftigt sich mit der assistierten Reproduktion bei Harpyien. Das dritte Projekt, das „Projeto Harpia“ in Brasilien, zielt darauf ab, durch ein langfristig angelegtes Monitoring der Nester die Harpyien vor Ort zu schützen. Der Tiergarten Nürnberg hat für dieses Monitoring Video- und Fotokameras bereitgestellt.

Aytürk

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