Es gibt Pflanzen, die kommen nur in Franken vor und gelten auch noch als stark gefährdet. Dazu gehört die Schnizleins Mehlbeere (Sorbus schnizleiniana N.Mey), eine ausschließlich in der Frankenalb vorkommende, endemische Art.
Bürgermeister Christian Vogel, zuständig für den Tiergarten der Stadt Nürnberg, pflanzte am Mittwoch, 19. Mai 2021, an der Anlage der Dybowskihirsche im Tiergarten eine solche Mehlbeere als Beitrag zum Erhalt dieser Baumart. Pflanzen spielen im Tiergarten eine zunehmende Rolle in der pädagogischen Vermittlung von Biodiversität. Mit ihrer überinstitutionellen Waldstrategie haben die Zooverantwortlichen zudem die Zukunft des Waldes im Blick.
„Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage und sorgt dafür, dass Ökosysteme anpassungsfähig und stabil bleiben. Denn nur so können sie auf sich ändernde Umweltbedingungen etwa durch den Klimawandel passend reagieren. Natürlich ist da der Erhalt unserer heimischen Pflanzen ganz besonders wichtig. Ein Beispiel ist die besagte Mehlbeere“, so Bürgermeister Vogel. Im Tiergarten veranschaulichen die vielen verschiedenen Tierarten aus der ganzen Welt eindrücklich die Biodiversität. Zur Biodiversität gehört aber auch genetische Vielfalt wie sie bei den Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs) und der Ökosystemvielfalt zum Tragen kommt.
Die Vielfalt der Ökosysteme veranschaulichen im Tiergarten vor allem die verschieden gestalteten Gehege. Denn die Bepflanzung in den Tieranlagen orientiert sich soweit wie möglich am natürlichen Lebensraum der Tiere. Doch auch die unterschiedliche Vegetation auf dem Gelände weist auf die Biodiversität hin. So wachsen an den Weihern im unteren Bereich des Tiergartens Weiden und Erlen, auf den Sandsteinkuppen im oberen Bereich dagegen Kiefern und Eichen. „In der Baum- und Waldstrategie haben wir festgelegt, die Vielfalt der Baumarten auf vier Arten pro Flächeneinheit zu steigern“, so Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens. „Dadurch sollen die hiesigen Wälder fit für den Klimawandel und die Zukunft gemacht werden.“
In Deutschland wachsen rund 90 Baum- und Straucharten, die Schnizleins Mehlbeere ist eine davon. Zugleich stelle sie eine absolute Besonderheit dar, denn sie kommt nur in der Frankenalb beziehungsweise dem Oberpfälzer Jura und nirgends sonst auf der Welt vor. Deshalb trägt Deutschland für diesen sogenannten Endemiten eine besondere Verantwortung. So wird die Schnizleins Mehlbeere unter anderem im Botanischen Garten der Universität Erlangen-Nürnberg als Erhaltungskultur gepflegt. Der Tiergarten Nürnberg erhielt nun ein Exemplar dieser Pflanzen aus Erlangen.
Die nur rund zehn Meter hoch werdenden Mehlbeeren kommen praktisch immer zerstreut, oft am Waldrand vor. Mehlbeeren spielen im Wald keine forstwirtschaftliche Rolle im Sinne einer Holzproduktion, tragen jedoch zur Biodiversität bei und erfüllen wichtige ökologische Aufgaben, etwa als Bienenweide. Selbstverständlich tragen sie aber auch zu den Ökosystemleistungen des Waldes, also beispielsweise der Sauerstoffproduktion, CO2-Bindung und Wasserspeicherung, aber auch dem Erosionsschutz bei.
Foto: Nicola Mögel