Kranzniederlegung - Genozid an Sinti und Roma jährt sich zum 80. Mal

Foto: Georg Wagenbrenner Foto: Georg Wagenbrenner

 

„Die ermordeten Sinti und Roma – allein in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 waren es bei der Auflösung des Auschwitz Lagerabschnitts 4.300 Opfer – haben nicht im globalen Nirwana gelebt, sondern waren natürlich alle irgendwo verwurzelt und heimisch, auch hier bei uns in Würzburg“, erinnerte Oberbürgermeister Christian zusammen mit vielen Vertretern der Kirchen und der Politik an dieses Massaker vor 80 Jahren im Besonderen, aber auch an frühere, wie auch sehr aktuelle Formen des Antiziganismus.

 

Für Würzburg gab Schuchardt der großen Opferzahl ein Gesicht und erinnerte exemplarisch an das Unrecht, dass Theresa Winterstein im Nationalsozialismus erleben musste. Seit dem vergangenen Jahr trägt eine Straße im Frauenland ihren Namen und erinnert somit auch an rassistische Verbrechen, die von Medizinern verübt wurden. Zur Lebensgeschichte von Theresa Winterstein gehört zudem der lange Kampf um eine Entschädigung für das erfahrenen Unrecht. Erst 1982 gestand die Bundesrepublik Sinti und Roma eine finanzielle Wiedergutmachung zu.

 

Schuchardt blickte aber nicht nur zurück, sondern warnte auch vor Diskriminierungen und Anfeindungen in der Gegenwart. Die neu eingerichtete Meldestelle MIA dokumentierte für das Jahr 2022 bundesweit 621 antiziganistische Vorfälle. Der schwerste Vorfall war ein Druckluftwaffengebrauch gegen mehrere Betroffene im Saarland. Gegen diese Taten müsse man Zeichen setzen, betonte Schuchardt. Ihn stimme zuversichtlich, dass in Würzburg regelmäßig viele Menschen gegen Hass und für ein buntes Würzburg auf die Straße gehen.

 

Michelle Berger, Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Sinti und Roma (Landesverband Bayern), hob in ihrer Ansprache hervor, dass sie sich besonders über die Anwesenheit des Zentralratspräsidenten der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster freue. Schon vor fünf Jahren hätte es auf der zentralen Gedenkveranstaltung mit ihm und weiteren prominenten Vertretern der Glaubensgemeinschaften das starke Zeichen gegeben, dass Juden, Roma und Sinti aufgrund der gemeinsamen Geschichte und Erfahrungen viel verbindet. Entsprechend besorgt sieht Berger auch auf die Zahlen zu antisemitischen Taten und der neuen Bedrohungslage nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 8. Oktober auch in Deutschland. All diese Taten seien Angriffe auf den Rechtstaat und Angriffe auf Minderheiten, denen diese geschlossen begegnen wollen. Insbesondere im Internet zeige sich leider, dass einige Formen des Hasses bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen wären.

 

Nach den Reden begleiteten eine Delegation der Katholischen Kirche um Weihbischof Paul Reder, Bürgermeister Martin Heilig, Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg, Dekan Dr. Wenrich Slenczka, zahlreiche Stadträte, Mitglieder von Sant’Egidio und viele weitere Bürgerinnen und Bürger Würzburgs Schuchardt und Berger zur Kranzniederlegung am Mahnmal in der Mitte des Paradeplatzes hinter dem Würzburger Dom.

 

Foto „Gedenken Roma und Sinti 2024“:

Lehren ziehen aus der Geschichte: Michelle Berger, Vorstandsmitglied im Verband Deutscher Sinti und Roma und Oberbürgermeister Christian Schuchardt (Bildmitte) bei der Kranzniederlegung 80 Jahre nach dem Massaker im Konzentrationslager Auschwitz vom 2. August, der heute ein internationaler Tag des Gedenkens an den  Genozid an Sinti und Roma ist.

Last modified on Mittwoch, 07 August 2024 07:14
Aytürk

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