Kurzbesuch von OB Schuchardt in Lviv: Städtepartnerschaft erhält weitere Facetten

Unterstützung aus der Partnerstadt: Oberbürgermeister Andrj Sadovyi und Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Unterzeichnung des Letters of Intent. Das Unbroken Cities Network wächst. Foto: Jacek Braminski Unterstützung aus der Partnerstadt: Oberbürgermeister Andrj Sadovyi und Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Unterzeichnung des Letters of Intent. Das Unbroken Cities Network wächst. Foto: Jacek Braminski

Im Fokus des Kurzbesuchs von Oberbürgermeister Christian Schuchardt in
Lviv stand der Startschuss für den Ausbau des Reha-Zentrums „Unbroken“
in Lviv, doch die intensive Reise erlaubte neben dem Auftakt für dieses
DAHW-Projekt auch noch einige weitere Begegnungen und Vertiefungen im
Zeichen der jungen Städtepartnerschaft.

Es ist eine besondere Partnerschaft, weil sie im Krieg eingegangen
wurde und dieser noch immer in voller Härte tobt und täglich Opfer
fordert. Am ersten Abend besuchte Schuchardt zusammen mit seinem
Amtskollegen Andrij Sadovyi den Soldatenfriedhof in Lviv, um als Zeichen
des Gedenkens Blumen niederzulegen. Hier kam es zu einem Gespräch mit
der Familie eines Gefallenen. Ein Tagesausklang in tiefer gemeinsamer
Trauer.

Am nächsten Tag blickte man in die gemeinsame Zukunft und leuchtete
neue Kooperationsmöglichkeiten aus. So traf man Vertreter von Don Bosco
und sprach insbesondere über das weite Themenfeld Ausbildung. Es gibt
bereits Kontakt mit dem Bildungswerk Caritas-Don Bosco in Würzburg.

Beim Besuch der Nationalen Kunstakademie Lviv gab Direktor Vasyl Kosiv
einen Gesamtüberblick über die beeindruckenden Aktivitäten von 1400
Studierenden. Unter ihnen sind rund 150 Verwundete, denen mit
Kunsttherapie geholfen wird. Die Charkiver Kunstschule wurde zum
Großteil nach Lviv verlegt. Mit der Akademie besprach man mögliche
Kooperationen. So wäre beispielsweise eine Ausstellung zur Verarbeitung
der Traumata in Form von Kunstprojekten denkbar. Die Delegation
besichtigte zudem ein Studierendenwohnheim für 400 Bewohnerinnen und
Bewohner, in dem mit Mitteln, die der Würzburger Stadtrat als
Solidaritätsgeste im März 2022 freigegeben hatte, Badezimmer auf
allen Stockwerken eingerichtet wurden, die es bislang nur an einer
zentralen Stelle gab.

Über die Besichtigung des Unbroken-Projekts und die Vorstellung des
DAHW-Projekts zu Gunsten der Kinder-Rehaklinik hatte die Stadt bereits
in einer Pressemitteilung berichtet. Schuchardt zeigte sich beeindruckt:
„Das alles in Zeiten des Krieges zu realisieren, ist eine Leistung, die
Hoffnung macht. Der Wille zum Aufbau und Wiederaufbau ist beeindruckend
und vorbildhaft.“ Mittlerweile wurden über 600.000 Menschen seit Anfang
des Krieges zumindest temporär in diesem Zentrum behandelt. Es gelang in
kürzester Zeit eine Verzehnfachung der Kapazitäten und dennoch sind
aktuell keine Plätze mehr frei. Insgesamt erlitten in der Ukraine über
90.000 Menschen seit Beginn des Angriffskrieges der russischen
Föderation Verletzungen, die zu Amputationen führten.

Dieses große Leid rief auch einen neuen Bund an Unterstützern auf den
Plan: das Unbroken Cities Network. Schuchardt unterschrieb bei einer
kleinen Zeremonie im Rathaus den entsprechenden Letter of Intent im
Beisein von Stadträten der Partnerstadt, Personen des öffentlichen
Lebens und der Presse. Dem Städtenetzwerk gehören neben Manchester,
Liverpool, Aarhus und Lviv weitere Städte an, die bereits Opfer von
terroristischen Attacken wurden. Auch NGOs sind hier organisiert und
helfen die Traumata in der Stadtgesellschaft zu bewältigen.
Oberbürgermeister Andrij Sadovyi dankte den internationalen Partnern
für Knowhow und Solidarität. „Wir stehen weiterhin an der Seite der
Ukraine und unserer Partnerstadt Lviv. Die Menschen hier sind dankbar
für unsere Unterstützung und wahrhaft ungebrochen“, so Schuchardt am
Rande der Vertragsunterzeichnung.

Auf Einladung Sadovyis stand am zweiten Abend ein Besuch der
historischen Nationalen Oper in Lviv an. Hier wurde ein besonderes
Konzert gespielt, zur Feier der ungebrochenen Ukraine unter
Schirmherrschaft der First Lady der Ukraine, Olena Selenska, die auch
persönlich anwesend war.

Abgerundet wurde das Besuchsprogramm durch einen Dialog mit Rabbi
Mordechai Shlomo Bald von der jüdisch-orthodoxen Gemeinde in Lviv.
Schuchardt überreichte einen Brief von Dr. Josef Schuster über das
Angebot eines Austausches zwischen den beiden jüdischen Gemeinden. Und
schließlich wurden auch die Fühler ausgestreckt bezüglich einer
zukünftigen Schulpartnerschaft. Mit den Schulleitern der beiden
deutschsprachigen Lviver Gymnasien sowie der Schulreferentin gab es ein
erstes Treffen und die Übergabe eines Geschenkes des Ursulinengymnasiums
Würzburg, das eine Kooperation anstrebt.

 

 


Gedenken auf dem Soldatenfriedhof: Der Krieg fordert auch in Lviv viele
Menschenleben. Die beiden Oberbürgermeister legten Blumen nieder. Foto:
Stadtverwaltung Lviv

Last modified on Mittwoch, 20 Dezember 2023 19:52
Aytürk

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